Prof. Dr. Eberhard von Einem: "Wohnungspolitik im Angesicht der Flüchtlingswelle"

07-03-16

Liebe Clubmitglieder, sehr geehrte Gäste,

 

Im Rahmen der Vortragsreihe „Integration von Flüchtlingen“ möchte der Club von Berlin seinen Mitgliedern und Gästen in lockerer Folge die Gelegenheit bieten, Fragen der Flüchtlingspolitik zu diskutieren, die derzeit die öffentliche Debatte beherrschen, wie wir fast täglich den Medien entnehmen.  Was Politik und Zivilgesellschaft tun können, gehört auf den Prüfstand.

      

 

Professor Dr. Eberhard von Einem

 

„Wohnungspolitik im Angesicht der Flüchtlingswelle“

 

Am Montag, dem 7. März  2016, um 20.00 Uhr,
in den Räumen des Clubs von Berlin, Jägerstr.1, 10117 Berlin
Empfang ab 19.30 Uhr

 

 

Dem Satz „wir schaffen das“ folgt auf dem Fuß die Frage: „Wie können wir es schaffen?“ Erster Prüfstein: Gelingt die Unterbringung der Flüchtlinge, die sich aus purer Not nach Deutschland gerettet haben, in angemessenen und bezahlbaren Wohnungen?

 Die Größenordnung des aktuellen Wohnungsbedarfs ist schwer abschätzbar. Zum Jahresbeginn 2015 lautete die Prognose: Deutschland benötigt pro Jahr 250.000 neue Wohnungen (davon 20.000 in Berlin). Wenige Wochen später war die Prognose veraltet. Zu Beginn des Jahres 2016 dürfte eher von einem Bedarf von 350 – 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr auszugehen sein. Vor allem fehlen Sozialbauwohnungen, die schon seit etwa 2000 kaum noch neu gebaut werden. Zwar nimmt die Bautätigkeit wieder zu. Gebaut werden aber fast ausnahmslos Eigentumswohnungen und hochpreisige Mietwohnungen, die für Flüchtlinge nicht in Betracht kommen. Im unteren Segment des Wohnungsmarktes herrscht dagegen Mangel und in dieses Marktsegment drängen nun auch anerkannte Flüchtlinge und die Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Diese in den Wohnungsmarkt zu integrieren, markiert die 2. Stufe der wohnungspolitischen Herausforderung, weil die 1. Stufe, die Erstunterbringung in Notquartieren, zwar unvermeidbar ist, aber keine Dauerlösung sein darf. Den sozialen Mietwohnungsbau wieder zu beleben, ist deshalb zu Recht erklärte politisches Absicht, stößt aber auf Barrieren und hilft vor allem nicht, den kurzfristigen Bedarf zu decken. Die Schere zwischen Bedarf und Angebot hat sich schon zu weit geöffnet. Wie viele Flüchtlinge in diesem und in den folgenden Jahren neu ankommen werden, kann niemand sagen.     

 

Prof. Dr. Eberhard von Einem, Vorstandsmitglied des Clubs von Berlin, studierte Stadt- und Regionalplanung sowie Volkswirtschaft in Berlin, Freiburg und Berkeley. Er veröffentlichte kürzlich seine überarbeiteten Vorlesungen („Wohnen – Markt in Schieflage – Politik in Not“, Springer VS, Wiesbaden, 2016), die er an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin und an der Technischen Universität Berlin hielt. Am dortigen Center for Metropolitan Studies lehrt er derzeit als Gastwissenschaftler wirtschaftliche Grundlagen der Stadt- und Regionalentwicklung und forscht über deutsch-türkische Re-Migration.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Hartmut Kühne                                   

Vorsitzer