“Europäische Identität – europäische Integration im Lichte des klassischen Vorbilds”

04-06-09

Guy Féaux de la Croix

zum Thema

“Europäische Identität – europäische Integration im Lichte des klassischen Vorbilds”

am Donnerstag, dem 4. Juni 2009, um 20 Uhr

in den Clubräumen Jägerstraße 1, 10117 Berlin-Mitte, Empfang ab 19.30 Uhr.

 

Immer wieder wird in Medien und öffentlicher Diskussion der Begriff der Europäischen Identität bemüht, zumeist um ein Defizit daran zu beklagen. Das Wort wird in vielfältigster und oft sehr diffuser Weise eingesetzt. Ein erster notwendiger Schritt zur Klärung ist deswegen eine Erörterung des Begriffs Identität. Oft wird Identität aus historischen Wurzeln hergeleitet. In der Geschichte der Nationalstaaten haben Strategien der Identitätsstiftung sehr unterschiedliche Ergebnisse gezeitigt, historistische Identitätsideologien viel Unheil angerichtet, bis hin zum Germanen-Wahn der Nazis. Der Vortragende wird für ein voluntaristisches, teleologisches Verständnis von Identität plädieren, im Sinne einer zukunftsorientierten Selbstbestimmung des Individuums und der Kollektive.

 

Ist nun die Europäische Identität mehr aus der griechischen Antike oder aus der römischen und katholischen Kulturgeschichte herzuleiten? Die griechische These sieht als entscheidende Säulen der europäischen Identität die Autarkie des Individuums, den Rationalismus und den Universalismus des politischen Diskurses. Demokratie und Rechtsstaat leiten sich daraus ab. Zudem darf das klassische Athen als Geburtsort von Politik schlechthin gelten. Die erste Demokratie entwickelte sich im Spannungsfeld von Freiheit und Gleichheit. Zur Veranschaulichung wird der Vortragende einladen zu einer virtuellen Betrachtung der Akropolis, insbesondere des Parthenon-Frieses.

Was aber bedeutet es politisch und praktisch, wenn wir den heutigen Zustand Europas an der klassischen Norm messen, den Reformvertrag, die Verfassungsfrage, die EU-Erweiterung? Und hat nicht die Europäische Union selbst seit ihren Anfängen eine eigene - ebenso historische, wie teleologisch-inklusive - Identität entwickelt?

 

Guy Féaux de la Croix, seit 2005 Gesandter an der deutschen Botschaft in Athen; geb. 1948 in Berlin, Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Genf. Seine früheren Stationen im Auswärtigen Dienst waren Tokio, Den Haag, Bonn, Paris, Warschau und Berlin. Besonders intensiv hat er sich mit der Auswärtigen Kulturpolitik befasst. Mit der Frage nach der menschlichen Identität setzt er sich auch in seinen künstlerischen Arbeiten auseinander, insbesondere seinen bildhauerischen Werken.

Dr. Hella Gerth, Politikwissenschaftlerin, EU-Expertin und Leiterin unseres Forums Europa, wird den Vortrag kommentieren.

 

Percy Maclean, Vorsitzer