Dr. Barbara Schubert-Felmy: „Erinnerungsorte. Land- und Dorfleben im Spiegel literarischer Zeugnisse der DDR“

17-06-13

Liebe Clubmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren, 

der Club von Berlin lädt Sie herzlich ein zu Vortrag und anschließender Diskussion mit 

Dr. Barbara Schubert-Felmy

zum Thema

 

„Erinnerungsorte. Land- und Dorfleben im Spiegel literarischer Zeugnisse der DDR“

 

am Montag, dem 17. Juni 2013, 20.00 Uhr,

in den Clubräumen, Jägerstraße 1, Berlin-Mitte

Empfang ab 19.30 Uhr

Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann misst herausragender Literatur, vorzüglich Romanen und Erzählungen, die Funktion eines Gedächtnisspeichers zu. Er hilft, eine wechselvolle  Vergangenheit aufzuarbeiten und sich kulturell zu orientieren. Bei der Annäherung zwischen den alten und neuen Bundesländern könnte Literatur der DDR diese Hilfe leisten, denn sie spiegelt das Denken und Handeln von Menschen, die vierzig Jahre lang unterschiedliche Lebenskonzepte erprobten und sich vor die unlösbare Aufgabe gestellt sahen, mit Hilfe sozialistischer Zukunftsutopien das Chaos der Nachkriegszeit zu bewältigen.

Leider wird heute die Auseinandersetzung mit DDR-Literatur, die vor der Wende in den Lehrplänen der alten Bundesländer fest verankert war, sowohl an den Universitäten als auch in den Schulen an den Rand gedrängt. Selbst die nach der Wende im Osten Deutschlands Geborenen haben kaum noch Zugang zu Werken, die für die vorausgehenden Generationen identitätsstiftend waren oder zumindest sein sollten. Das muss sich ändern und dazu möchte dieser Vortrag mit damals sehr bekannten Texten zum Land- und Dorfleben aus der Zeit von 1954 bis 1989 einen Beitrag leisten. Anhand dieser Texte wird deutlich, dass das Dorf- und Landleben im Rahmen der Enteignung, Kollektivierung und Industrialisierung die Literatur der DDR bestimmte. Diese Texte machen auf den unermüdlichen Einsatz überzeugter Sozialisten aufmerksam und spiegeln zugleich Versuche derer, die sich vom Parteiprogramm distanzieren wollten. Sie erwecken Erstaunen angesichts ihrer vielfältigen ästhetischen Gestaltung und fordern zum Vergleich mit zeitgleicher westdeutscher Literatur heraus. Denen, die ehemals mit dieser Literatur konfrontiert wurden, ermöglicht eine erneute Begegnung die kritische Reflexion ihres damaligen Textverständnisses. Wer erst heute mit ihr bekannt gemacht wird, lernt verstehen, was Menschen in einer ihnen fremden Zeit bewegte.

Dr. Barbara Schubert-Felmy studierte Ev. Theologie, Germanistik und Philosophie. Sie unterrichtete Deutsch und ev. Religion, bildete als Fachleiterin für Deutsch Referendare aus und war Fachberaterin und Dezernentin bei der Bezirksregierung Detmold. Im Bereich Didaktik der deutschen Literatur kam Schubert-Felmy Lehraufträgen in Bielefeld, Osnabrück, Freiburg und der HU Berlin nach. Seit ihren Veröffentlichungen zu Christa Wolfs Kassandra (2004), zum Motiv Die Stadt (2007) und Literatur zur Wende (Hrsg., 2008) spielt der Schwerpunkt DDR- Literatur in ihrer Arbeit bei Schulbuch-Verlagen eine Rolle. Sie ist Mitglied im Club von Berlin.

 

 Mit freundlichen Grüßen

 

Percy MacLean                                                Verena Tafel               

Vorsitzer                                                           stv. Vorsitzerin