Club von Berlin
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16. Januar 2020
Nikolaus Piper: "Das Drama der Weltwirtschaft"

Salongespräch

Misstrauen gegenüber einer vielfach als entfesselt empfundenen Markwirtschaft eint in Deutschland heute Linke wie Rechte, Kirchen wie Gewerkschaften. Weltweit sind nationalistische „illiberale Demokratien“ auf dem Vormarsch. Die großen Konzerne des digitalen Zeitalters setzen ihre eigenen Regeln. Die Folgen sind häufig alarmierend. Emanzipation oder neues Untertanentum? – so lautet eine der politischen Kernfragen der Gegenwart. Wie soll es weitergehen mit der EU, dem Nationalstaat, der Globalisierung – mit uns? Sind Trump, Brexit und Unternehmen wie Apple, Amazon und Google Ausdruck einer neuen Art von Freiheit? Oder hat die Freiheit als neo-liberales Politprojekt alle Formen von Gemeinschaft so zugrunde gerichtet, dass wir in Wahrheit längst anders unfrei sind – Opfer unserer Daten und ökonomischen Abhängigkeit?

Der Wirtschaftsjournalist und Buchautor Nikolaus Piper (*1952) setzt dagegen. Er beruft sich auf die Wurzeln des Neoliberalismus und plädiert für eine liberale Erneuerung: Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Freiheit gehören zusammen. Von 2007 bis 2014 war Piper Korrespondent für die SZ in New York und verfolgte von dort den Verlauf und die weltweiten Folgen der Finanzkrise. 2019 erschien seit letztes Buch: „Wir Untertanen – Wie wir unsere Freiheit aufgeben, ohne es zu merken“ im Rowohlt Verlag.

03. Februar 2020
Dr. h.c. Joachim Gauck, Bundespräsident a.D.: "Toleranz - einfach schwer"

Vortrags- und Gesprächsabend
„Toleranz – einfach schwer“ ist der Titel des im Juni erschienenen Buches, dass Dr. h.c.  Joachim Gauck in Zusammenarbeit mit der Publizistin Dr. Helga Hirsch verfasst hat. In der Publikation kommt zum Ausdruck, wie wichtig es Joachim Gauck ist, mit seinen Überlegungen Position zu beziehen. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist offener geworden, aber auch zunehmend uneinheitlicher. Die Lebensentwürfe und Wertvorstellungen werden vielfältiger. Die Formen der Auseinandersetzungen jedoch über Richtiges und Falsches, über „politisch Korrektes“ werden schärfer, oft kaum mehr zumutbar. Mit vorher nicht gekannten Hassäußerungen sehen sich immer mehr Menschen konfrontiert.

Der Autor fragt, wie viel Andersartigkeit müssen wir in der Politik und im Alltag dulden? Welche gemeinsamen Regeln müssen bei aller Verschiedenheit unbestreitbar gelten? Wie behalten wir bei allen berechtigten Einzelinteressen das Gemeinwohl im Blick? Wie ist es möglich, dass sich auch die, die einer Minderheit angehören oder eine Mindermeinung vertreten, einbezogen fühlen? Eine Tugend, die überlebenswichtig zu werden scheint, ist die Toleranz. Nicht andere Meinungen zu verteufeln, sondern ihnen argumentativ zu begegnen. Joachim Gauck plädiert für eine kämpferische Toleranz, die von der Bereitschaft zu verstehen und zu überzeugen geleitet wird, aber auch nicht ausschließt, dass die Grenze zur erklärten Intoleranz klar aufgezeigt wird.


24. Februar 2020
Dr. Valentin v. Massow und Christoph Heinrich: "Der WWF - Strategien und Herausforderungen einer aktivistischen Nicht-Regierungsorganisation"

Salongespräch

Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) werden von der Weltbank definiert „als private Organisationen, die durch ihre Aktivitäten versuchen, Leid zu mindern, die Interessen der Armen in der Öffentlichkeit zu vertreten, die Umwelt zu schützen, grundlegende soziale Dienste zu leisten oder Aktionen für Entwicklungsvorhaben zu initiieren“ (Wikipedia).

Das klingt gut. Doch es gibt auch Kritik an den NGOs: das Fehlen einer demokratische Legitimation, zu enge Zusammenarbeit mit Unternehmen oder sogar mit Partnern, gegen die wegen grober Menschenrechtsverletzungen ermittelt wird. Wie kann sich hier eine NGO überzeugend positionieren? Wie schützt sie ihre Integrität? Wie betreibt sie Krisenmanagement?

Wir wollen diese Fragen anhand des WWF (World Wide Fund For Nature) diskutieren, einer der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen. Seine Ziele: Erhalt der biologischen Vielfalt, nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und Eindämmung von Umweltverschmutzung/schädlichem Konsumverhalten. Der WWF hat seit seiner Gründung (1961) weltweit 11,5 Milliarden US-Dollar in über 13.000 Projekte investiert.

Dr. Valentin v. Massow ist seit 2016 Vorsitzender des Stiftungsrates des WWF Deutschland und Vizepräsident des Boards von WWF International. Er hat in Göttingen Landwirtschaft studiert und dort auch promoviert. Nach langjähriger Tätigkeit für die Boston Consulting Group, zuletzt als Managing Partner in Indien, nimmt er heute Aufgaben in Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen im In- und Ausland wahr.

Christoph Heinrich verantwortet als Mitglied der Geschäftsleitung des WWF die Arbeit für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Seine Schwerpunkte liegen in den Tropen und gemäßigten Breiten, sowie in Deutschland. Nach den Studien der Rechtswissenschaften und Geographie in Gießen begann Christoph Heinrich seine berufliche Laufbahn beim NABU, für den er auf Bundesebene bis 2004 den Fachbereich Naturschutz und Umweltpolitik leitete.


09. März 2020
Carl-Albrecht Bartmer und Ludolf v. Maltzan: "Die Zukunft der Landwirtschaft in ökologisch bedrängten Zeiten"

Salongespräch

Glyphosat und Pestizide, Überdüngung und Artenschutz, Treibhausgase und Klimaschutz, Erzeugung von Nahrungsmitteln und regenerativen Energien, Digitalisierung und Großmaschineneinsatz, Agrarsubventionen und Betriebesterben, Überproduktion und Welternährung, Agrarfonds und Ökobetriebe, Massentierhaltung und In-vitro-Fleisch - das sind nur einige Stichworte aus der oft leidenschaftlich geführten Diskussion über die Gegenwart und Zukunft der Landwirtschaft und unserer Ernährung. Gibt es Anzeichen für eine ökologische und sozialverträgliche Wende in diesem auch ökonomisch so bedeutsamen Bereich unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens? Wie könnte eine solche Wende aussehen? Und wie lässt sie sich praktisch realisieren?

Carl-Albrecht Bartmer ist studierter Landwirt und bewirtschaftet seit 1991 einen ca. 1000 Hektar großen Agrarbetrieb in Sachsen-Anhalt. Von 2006 bis 2018 war er Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), heute ist er ihr Aufsichtsratsvorsitzender. Unter seiner Ägide hat die DLG „10 Thesen zur Landwirtschaft 2030“ entwickelt, um den Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu fördern und auch gegensätzliche Pole zusammenzuführen.

Ludolf v. Maltzan ist Diplom-Landwirt und seit 2006 Mehrheitsgesellschafter und Ge-schäftsführer aller Betriebe des Ökodorfes Brodowin in Brandenburg. Das Ökodorf Brodowin hat über 100 fest angestellte Mitarbeiter, ca. 50% davon sind Frauen. Es werden landwirtschaftliche Produkte nach Demeter-Standards erzeugt. Das Dorf hat diverse Auszeichnungen für seine Produkte und für das sozial-ökologische Engagement erhalten.


22. April 2020
Botschafter Dr. Volker Pellet: "Auf Posten in der Dominikanischen Republik, vor und in der Corona-Krise"

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Die Dominikanische Republik ist ein auf der Insel Hispaniola zwischen Atlantik und Karibik gelegener, spanischsprachiger Inselstaat. Er ist mit rund 49.000 km² etwa so groß wie die Slowakei und zählt rund elf Millionen Einwohner. Von den jährlich etwa sechs Millionen Touristen kommen rund 200.000 aus Deutschland. Das westliche Drittel der Insel gehört zu Haiti. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Dominikanischen Republik sind vielseitig: vom Tourismus über den Umweltschutz bis hin zur Zusammenarbeit im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Dr. Volker Pellet (*1961) ist seit Juli 2018 deutscher Botschafter in Santo Domingo, Dominikanische Republik. Studium der Rechtswissenschaften, Promotion und Rechtsanwalt in Hamburg. Diplomatische Stationen in Belgrad, bei den Vereinten Nationen in New York, im Bundeskanzleramt und Havanna. Protokollchef und diplomatischer Berater des Regierenden Bürgermeisters von Berlin (2015-2017). Verheiratet, drei erwachsene Söhne.


27. April 2020
Robert von Lucius und einem bebilderten Kneipenbummel von Charlottenburg bis Neukölln

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Die Kneipe ist eine Gaststätte, die hauptsächlich dem Konsum von Bier dient. Die Bezeichnung  verkürzt den Begriff „Kneipschenke“. Damit gemeint waren enge Räume, in denen Gäste „zusammengedrückt“ sitzen mussten. Das im Mitteldeutschen belegte Verb „kneipen“ für „zusammendrücken“ ist ein Lehnwort aus dem mittelniederdeutschen Wort „knīpen“, hochdeutsch „kneifen“. Wer (vor ihrer gegenwärtigen Schließung) in alte Berliner Kneipen ging, erlebte  Stammgäste, die bisweilen täglich und seit Jahrzehnten am gleichen Tresen lehnen. Gediegen-bürgerliches Ambiente mit einem Schuss „wild und unangepasst“: Mit ihrem Buch „Noch’n Bier? Alte Berliner Kneipen“ haben Robert von Lucius (Text) und Henning Kreitel (Photographie) den Bierkneipen im alten West-Berlin ein Denkmal gesetzt.

Robert von Lucius (*1949) lebt in Berlin und studierte Politologie und Rechtswissenschaften in Heidelberg und Bonn. Er war Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Afrika (1987 bis 2001) und Nordeuropa (2001 bis 2006), danach bis 2014 FAZ-Landeskorrespondent für Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt. Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins. Sein Buch „Keine Illusionen irgendwelcher Art – Briefe aus Berlin 1943 – 1948“  erscheint im Herbst 2020.


04. Mai 2020
Nicola Kuhn und Henrik Schrat: "Kunstprojekte und Kunstpolitik in einer Krisensituation: Wie geht ein Künstler mit dem "Lockdown" um? Wie reagieren Politik und Medien?"

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Für den 17. April 2020 war in den Räumen des Clubs von Berlin eine besondere Kunstaktion geplant: ein Kunst-Pop-up-Abend. In einer einmaligen Veranstaltung wollte der Künstler Henrik Schrat sein Kunstprojekt zum Mitmachen „Rodung-Kreuzung-Lichtung“ vorstellen – eine neue Illustration aller 240 Grimm’schen Märchen. Mit der Vorführung eines Films, mit Lesungen und der Präsentation von Zeichnungen sowie im Gespräch mit Nicola Kuhn, Feuilleton-Redakteurin des „Tagesspiegels“, sollte das Projekt lebendig erläutert werden. Den neuen Zeiten Rechnung tragend, sind Sie nun zu einem – mittels der Konferenzsoftware ZOOM –virtuellen Gesprächsabend eingeladen, bei dem sich der Gesprächsschwerpunkt auf die veränderten Bedingungen im Kunst- und Kulturbetrieb verschiebt.

Nicola Kuhn, 1962 in Mannheim geboren, studierte in Köln und Hamburg Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Neuere Geschichte. Seit 1991 ist sie Redakteurin für Bildende Kunst beim Berliner „Tagesspiegel“. Daneben hatte sie Fellowships beim „Philadelphia Inquirer“ und „Guardian“in London. 2013 erhielt sie den hbs-Kritikerpreis. Ihre jüngsten Buchpublikationen sind: „Hitlers Kunsthändler: Hildebrand Gurlitt 1895-1956“ (2016) und „Rudolf Zwirner. Ich wollte immer Gegenwart“ (2019).


Henrik Schrat, 1968 in Greiz /Thüringen geboren, studierte Malerei/Bühnenbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, absolvierte an der Slade School of Fine Art den Master Fine Art Media, promovierte an der Business School der University of Essex und hat eine Gastprofessur an der Yiyang Universität in China inne. Im Juni 2010 stellte der Künstler Intarsien-Arbeiten im Club von Berlin aus.


11. Mai 2020
Prof. Dr. Reinhard Busse: "Corona und darüber hinaus: Wie gut ist unser Gesundheitssystem?"

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In der Corona-Krise wird unser deutsches Gesundheitssystem im internationalen Vergleich als besonders gut bezeichnet. Dabei gibt es auch in Bezug auf dieses System seit langem eine kritische Debatte – es gewährleiste keine optimale Versorgung der Patient*innen und es sei zu teuer. Eine bessere und kosteneffektivere Gesundheitsversorgung versprechen sich viele Experten von einer Schließung kleiner Krankenhäuser zugunsten weniger großer Klinikzentren, nach dem Vorbild etwa von Dänemark. Zumindest in ländlichen Gegenden gibt es aber Befürchtungen, dass damit die Wege zu weit werden und die Patient*innen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden. Bewähren sich solche Reformpläne auch angesichts der Corona-Erfahrungen? Was muss getan werden, um eine gute Gesundheitsversorgung auch in Pandemiezeiten zu gewährleisten? Wie steht es tatsächlich um die Qualität des deutschen Gesundheits- und Krankenhaussystems im internationalen Vergleich?

Prof. Dr. Reinhard Busse ist Leiter des Fachgebietes Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin. Er ist gleichzeitig Co-Director des European Observatory on Health Systems and Policies und Fakultätsmitglied der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Gesundheitssystemforschung, insbesondere im europäischen Vergleich und im Spannungsfeld zwischen Markt und Regulation, das Performance Assessment und die Versorgungsforschung. Professor Busse hat in Marburg, Boston und London Medizin sowie in Hannover Public Health studiert. Er habilitierte sich 1999 für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover.

18. Mai 2020
Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Blum: "Nach Corona: Wie könnte es mit unserer Wirtschaft weitergehen?"

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Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Corona-Krise schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen haben wird. Staatliche Rettungspakete versuchen zu verhindern, dass Unternehmen Konkurs anmelden müssen und Menschen in wirtschaftlich-existenzielle Not geraten. Die bisherigen Maßnahmen, aber auch weitere Vorschläge sind mit unvorstellbar hohen Kosten verbunden. Wie sollen die Lasten verteilt werden – in unserem Land, aber auch innerhalb von Europa? Es ließe sich aber auch weitergehend fragen: Könnte die Krise möglicherweise einen Schnitt in unserer bisherigen, auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsweise bedeuten? Wäre es denkbar, dass es einen allgemeinen Schuldenschnitt gibt? Dass wir, wie etwa nach dem Zweiten Weltkrieg, noch mal ganz von vorne anfangen?

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Blum ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Universität Halle-Wittenberg und war von 2004 bis 2011 Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Halle. Bis 1979 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens (Maschinenbau), danach Promotion (1982) und Habilitation (1986) an der Universität Karlsruhe. Professuren für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an der Universität Bamberg und der Technischen Universität Dresden, 1991-1994 auch Gründungdekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der TU Dresden. Gastprofessuren an Universitäten in Montreal und Peking.

25. Mai 2020
Dr. Andreas Rickert: "Gutes tun und Gutes bewirken"

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Die Zivilgesellschaft ist ebenso bunt wie unübersichtlich. Volkswirtschaftlich betrachtet werden im sogenannten „Dritten Sektor“ jährlich allein in Deutschland rund 100 Milliarden Euro bewegt – durch die über 600.000 gemeinnützigen Vereine und karitativen Einrichtungen, wie auch durch die rund 22.000 Stiftungen und die große Zahl an Philanthropen, die sich zugunsten des Gemeinwesens engagieren. Doch die traditionelle Haltung vieler wohlmeinender Mäzene, die nicht danach fragen, was ihre Gaben eigentlich bewirken, führt häufig zu Ressourcenverschwendung. Wie kann man erreichen, dass Geber nicht nur „Gutes tun“ (wollen), sondern eben auch nachweislich „Gutes bewirken“? Welche Ansätze der Professionalisierung könnte es geben, damit sich beim Spenden Herz und Verstand angemessen ausbalancieren lassen?

Dr. Andreas Rickert (* 1974) ist Mit-Gründer und Vorstandsvorsitzender der in Berlin ansässigen gemeinnützigen Aktiengesellschaft PHINEO, die Organisationen, Unternehmen und Philanthropen dabei berät, eigene gemeinnützige Anliegen und Ziele zu strukturieren und effizient zu erreichen.
Studium der Biologie (Promotion in Stanford), berufliche Stationen bei McKinsey, der Weltbank, der Bertelsmann Stiftung und der PHINEO gAG.

15. Juni 2020
Botschafter Christian Heldt: Herausforderungen des jüngsten europäischen Staates - 20 Jahre nach dem Kosovo Krieg

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Um eine humanitäre Katastrophe in Kosovo zu beenden, beteiligte sich die Bundeswehr 1999 im Rahmen der NATO erstmals an einem militärischen Konflikt – dem Kosovo Krieg. Serbien wurde damals autoritär von Slobodan Milošević regiert, dessen mörderisches Wüten in der damals noch serbischen Provinz Kosovo eine „ethnische Säuberung“ – wie zuvor in Teilen Bosnien-Herzegowinas – befürchten ließ. Die heute unabhängige Republik Kosovo zählt ca. 1,8 Millionen Einwohner. 2008 proklamierte das kosovarische Parlament die Unabhängigkeit von Serbien. 114 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Republik Kosovo als unabhängig an. Mit der Unabhängigkeit hat Deutschland seit dem 27. Februar 2008 das Vertretungsbüro in Pristina in eine Botschaft umgewandelt.

Christian Heldt (* 1963), studierte Geschichte, Politikwissenschaften und  Völkerrecht in Bonn und Paris. Auslandsstationen in Moskau, Tel Aviv, Paris (französisches Außenministerium),  Rom Heiliger Stuhl.  Seit 2017 ist Christian Heldt Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kosovo.

17. August 2020
Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh und Bernhard Schulz: "Das Humboldt Forum"

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Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh wird die Pläne für das Humboldt Forum zunächst in einem illustrierten Vortrag vorstellen, sich anschließend in einem Expertengespräch mit dem Journalisten Bernhard Schulz austauschen, bevor sich Mitglieder und Gäste des Clubs von Berlin mit weiteren Fragen dazuschalten können.

Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh (* 1962 in Ost-Berlin), Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Kulturmanager, ist Generalintendant und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Nach leitenden Tätigkeiten im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und als Gründungsdirektor des Hauses für Brandenburgisch-Preußische Geschichte in Potsdam war er von 2002 bis 2018 Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Er lehrt seit 2004 als Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Bernhard Schulz (*1953 in Berlin) schreibt seit über 30 Jahren im Kulturressort des „Tagesspiegels“. Seine Themen sind Kunst, Ausstellungen und Museen sowie Architektur, Städtebau und Denkmalpflege. In den vergangenen Jahren kam ein großes Interesse an zeithistorischen Themen hinzu, insbesondere an der Geschichte der Sowjetunion, des „Dritten Reichs“ und des Zweiten Weltkriegs.


04. September 2020
Spaziergang zum Brexit: Britisches in der Berliner Mitte

Stadtspaziergänge

Wir beginnen unseren „British Walk“ mit einem kleinen Picknick in den Kolonnaden der Alten Nationalgalerie. Dabei wird uns unser Mitglied Jarl Kremeier einstimmen. Nicht immer waren britische Neubürger in Preußen so willkommen wie heute in Berlin und Brandenburg. Rund 1.000 Einbürgerungen aus dem Vereinigten Königreich verzeichnete 2019 das Statistische Landesamt. Kronprinzessin Vicky, Prinzessin von Großbritannien und Irland, ab 1888 Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901) hingegen schlug eisiger Gegenwind entgegen, als sie 1858 nach Berlin kam. Der Spaziergang auf den Spuren englischer Einflüsse führt uns von der Museumsinsel vorbei an aus englischen Architektur-Publikationen ‚abgekupferten’ Fassaden, zu Wohnorten britischer Verwandter der Hohenzollern und der englischen Botschaft in den Tiergarten, den der berühmte Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenné zwischen 1833 und 1838 nach dem Muster eines englischen Landschaftsgartens in einen Volkspark verwandelte. Mit Tee, Shortbread und Sherry werden wir uns zwischendurch bei Pausen zum Plaudern und Austausch stärken können. Der Spaziergang wird nach schätzungsweise zwei Stunden enden.

Dr. Jarl Kremeier hat Kunstgeschichte, Geschichte und Musikwissenschaften in Würzburg, London und Berlin studiert und wurde 1996 mit einer Arbeit zur Hofkirche der Würzburger Residenz promoviert. Er unterrichtet im Gasthörer-Programm der Freien Universität und an der Hochschule für Schauspielkunst ‚Ernst Busch’. Eine weiteres Tätigkeitsfeld sind Konzeption und Durchführung von kunsthistorischen und kulturwissenschaftliche Vorträgen und Reisen.


07. September 2020
Botschafter Axel Dittmann: "Deutschlands Blick auf die Verhandlungen zum künftigen Verhältnis EU - Vereinigtes Königreich"

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Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs, oft als Brexit bezeichnet, erfolgte am 31. Januar 2020 (23.00 UTC, 24.00 MEZ). In dem Austrittsabkommen ist eine Übergangsphase bis zum 31. Dezember 2020 vorgesehen, in der die langfristigen Beziehungen mit der Europäischen Union neu ausgehandelt werden. Spätestens am 30. Juni 2020 kann der Übergangszeitraum noch einmal über den 31. Dezember 2020 hinaus verlängert werden. Wichtige Bereiche der laufenden Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien sind ein mögliches Freihandelsabkommen ohne Zölle; im Gegenzug erwarten die europäischen Regierungen den Ausschluss von Dumpingmaßnahmen. Andere Bereiche sind innere und äußere Sicherheit, Verkehr, Finanzdienstleistungen und vieles mehr. Wie geht es im besten, wie im ungünstigsten Fall mit Handel und Wirtschaft sowie mit den vielen Feldern der bisherigen Kooperation weiter? Und wie steht es aktuell um die EU-britische Stimmung?

Axel Dittmann (* 1966 in Bonn) ist seit 2018 Brexit-Koordinator des Auswärtigen Amtes. Von 2015 bis 2018 war er Deutschlands Botschafter in Serbien. Abitur in Santiago de Chile, Studium der Volkswirtschaft in Heidelberg und Bonn. Zu seinen beruflichen Stationen zählen Deutschlands Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York, die Unternehmensberatung  McKinsey & Company in Berlin, die politische Abteilung des Auswärtigen Amtes, das Team im Auswärtigen Amt für den Europäischen Konvent, die Botschaft in Washington sowie die VN-Verhandlungen zum Status von Kosovo unter dem Sondergesandten Ahtisaari.


18. September 2020
Stadtspaziergang UNESCO-Welterbe: Museumsinsel Berlin

Stadtspaziergänge

Zum Schönsten, was Berlin zu bieten hat, gehört das Ensemble der historischen Gebäude auf der Museumsinsel. Die meisten Besucher/innen streben schnell zu den Sammlungen, deren Bandbreite von der Prähistorie bis zur Kunst des 19. Jahrhunderts reicht. Dabei bietet die Museumsinsel mit den Fassaden ihrer fünf Gebäude auch von außen reiches Augenfutter. Jarl Kremeier wird unsere Blicke auf die Dekoration, den malerischen und bildhauerischen Schmuck lenken und uns viel über Museumsarchitektur sowie über die verschiedenen Vorstellungen von Wiederaufbau, Restaurierung, Rekonstruktion und Neubau erzählen.

Der Spaziergang wird nach ungefähr zwei Stunden enden, aber planen Sie etwas mehr Zeit ein.


Dr. Jarl Kremeier hat Kunstgeschichte, Geschichte und Musikwissenschaften in Würzburg, London und Berlin studiert und wurde 1996 mit einer Arbeit zur Hofkirche der Würzburger Residenz promoviert. Er unterrichtet im Gasthörer-Programm der Freien Universität Berlin und an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“. Ein weiteres Tätigkeitsfeld sind Konzeption und Durchführung von kunsthistorischen und kulturwissenschaftlichen Vorträgen und Reisen.


12. Oktober 2020
Lukas Streiff: "Vier sich überlappende Krisen und die Explosion vom 4. August: Wie geht es im Libanon weiter?"

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Der Libanon grenzt im Norden und Osten an Syrien und im Süden entlang der sogenannten ‚Blauen Linie‘ an Israel. Seit die „Schweiz des Nahen Ostens“ im Bürgerkrieg von 1975-1990 in Flammen aufging, kommt das kleine Land kaum zur Ruhe. Der Friedensschluss von damals basiert auf einer Teilung der Macht unter 18 Konfessionen, die institutionell und zum Teil personell bis heute fortbesteht – seit Jahren jedoch vor allem Korruption und Stagnation hervorbringt. Seit der weltweit größten nicht-nuklearen Explosionen steht Beirut unter Schock. Wie gefährdet sind konfessionelle Koexistenz und Stabilität in dem Land, das mit 1,5 Millionen Flüchtlingen unter den ca. 6 Millionen Einwohnern die höchste Flüchtlingsdichte weltweit schultert? Welche Wirkung entfalten externe Einflüsse? Welche Chancen hat Macrons Drängen auf Reformen? Was sind unsere Interessen dabei?

Lukas Streiff (*1983) ist seit 2018 mit Frau und zwei kleinen Kindern an der Deutschen Botschaft Beirut als Erster Sekretär im Syrien-Team zuständig für die Themen Konflikt, Politik und Wirtschaft in Syrien. Davor war er als stellvertretender Referatsleiter im Auswärtigen Amt im Bereich Strategische Kommunikation sowie im Ostafrika-Referat tätig. Vor Eintritt in den diplomatischen Dienst arbeitete Lukas Streiff bei McKinsey & Company als Projektleiter in der Beratung von Regierungen und Energieunternehmen in Europa, Lateinamerika und Asien. Studien an der Harvard Kennedy School (Master in Public Policy) sowie an der University of Pennsylvania (BA in Philosophie, Politik, Wirtschaft und Geschichte) und an der Sciences Po in Paris.


19. Oktober 2020
Victoria Peter und Dr. Lubna Rashid: Unternehmertum in fragilen Kontexten: Let´s change the world!?

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Kann man mit Unternehmertum die Welt verändern? In Ländern, die man, ob das nun berechtigt ist oder nicht, als "Entwicklungsländer" bezeichnet? Politiker, wohltätige Organisationen, aber auch wir Bürger und Bürgerinnen in den reicheren westlichen Ländern nehmen seit Jahrzehnten an, dass diese Länder, seien sie in Afrika, Asien oder Südamerika, "Entwicklungshilfe" benötigen. Aber wäre es nicht viel besser, auf die Kreativität der dort lebenden Menschen selbst zu vertrauen und sie zu fördern? Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien, welche Chancen, aber auch welche Hinderungsgründe es geben kann, sich auf diese Weise aus "fragilen Kontexten" zu befreien. Ebenso können aber auch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen Ansatzpunkte aufzeigen, wie der unternehmerische Geist in diesen Ländern auf ganz praktische Weise angeregt und entwickelt werden kann.
Der Club von Berlin hat an diesem Abend zwei junge Frauen zu Gast, die ihre Energie dem Verständnis und der Anregung von Unternehmertum in fragilen Kontexten gewidmet haben. Victoria Peter konnten wir bereits in den Clubräumen erleben. Sie hat im vergangenen Jahr das Gespräch mit dem damaligen Botschafter in Uganda, Albrecht Conze, moderiert. Nun aber wird sie selbst berichten von ihrem Engagement im Senegal und kritisch reflektieren, inwieweit unternehmerische Initiativen in selbstbestimmter Weise aus der Armut herausführen können, und der von ihr verfolgte "Design Thinking"-Ansatz dabei hilfreich sein kann.
Auch Lubna Rashid, gebürtige Irakerin und ehemaliger Flüchtling, ist Aktivistin, Praktikerin und Forscherin auf diesem Gebiet. Sie engagierte sich in Entwicklungsinitiativen und Sozialunternehmen in Deutschland, Jordanien, Libanon, der Türkei, den USA und Kroatien. Soeben hat sie ihre Promotion über Unternehmertum in fragilen Kontexten abgeschlossen, wobei sie den syrischen, pakistanischen und nigerianischen Kontext besonders im Blick hatte.

16. November 2020
Dr. Anna-Maija Mertens: "Bestechung im Land prinzipientreuer preußischer Beamter?"

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Den Begriff der Korruption definiert Transparency International als „Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil“. Ob Bestechung oder Bestechlichkeit im internationalen Geschäftsverkehr oder im eigenen Land, ob Käuflichkeit in der Politik oder der Versuch, durch Schmiergelder Vorteile zu erlangen - Korruption verursacht nicht nur materielle Schäden, sondern untergräbt auch das Fundament einer Gesellschaft. Transparency Deutschland ist das nationale Chapter der Dachorganisation Transparency International und zählt derzeit mehr als 1300 Mitglieder, die ehrenamtlich in Arbeits- und Regionalgruppen organisiert sind. Peter Eigen, der legendäre ehemalige Weltbank-Direktor gab – gemeinsam mit zehn Mitstreitern – 1993 den Anstoß zur Gründung der heute führenden internationalen Anti-Korruptionsorganisation.

Dr. Anna-Maija Mertens (* 1975 in Helsinki) ist seit 2014 Geschäftsführerin von Transparency International Deutschland. Davor war sie Direktorin des Finnland-Instituts in Berlin. Sie studierte Politik, Wirtschaft und Geschichte an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster. An der Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt lehrt sie über „Mechanismen, Herausforderungen und Chancen der Korruptionsbekämpfung in der öffentlichen Politik“.

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