Club von Berlin
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28. Januar 2019
Sir Sebastian Wood: "Großbritanien, Deutschland und Europa"

Salongespräch

Schon im 5. Jahrhundert nach Christus wanderten Angelsachsen aus dem NorddeutschenTiefland in das zuvor von römischen Truppen verlassene Großbritannien ein. So gehen Elemente der englischen Sprache auf das Altenglisch der damals immigrierten germanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten zurück. In Deutschland sind derzeit rund 3.000 britische Unternehmen, in Großbritannien derzeit rund 2.500 deutsche Unternehmen tätig. 1973 trat das Vereinigte Königreich de Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, Vorläufer der EU) bei. 2016 stimmten bei einem Referendum 51,89 Prozent der Wähler für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. So soll der „Brexit“ am 29. März 2019 erfolgen. Was bedeutet das für die gemeinsame Zukunft in Europa?

Der Diplomat Sir Sebastian Wood, Jahrgang 1961, ist seit 2015 britischer Botschafter in Deutschland. Von 2010 bis 2015 war er britischer Botschafter in China. Auf das Studium der Mathematik und Philosophie am Magdalen College in Oxford folgten u.a. Stationen inBangkok, Hongkong, Washington und dem Weatherhead Centre for International Affairs der Harvard Universität. Sir Sebastian Wood ist Vater von drei Töchtern und einem Sohn.

19. Februar 2019
Dr. Christoph von Marschall:"Deutschlands Entfremdung in der Welt"

Vortrags- und Gesprächsabend

Als viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde verfügt Deutschland über enormen internationalen Einfluss. Doch wie verlässlich und fair ist die Außen- und Europapolitik des angeblichen Musterknaben wirklich? Was halten unsere Nachbarn und wichtigsten globalen Partner von uns? Christoph von Marschall untersucht, wie international handlungswillig die deutsche Politik tatsächlich ist, und kommt zu keinem erfreulichen Ergebnis. Er schreibt Regierung und Gesellschaft ins Stammbuch, wie sie von einem unsicheren Kantonisten zum Mitgaranten einer liberalen Weltordnung werden können – indem Deutschland sich von vielen kleinen Lügen über seine Sonderrolle trennt und nicht weiter vorgaukelt, dass es mit der Vertretung eigener Interessen stets das Gute in der Welt befördert.

Dr. Christoph von Marschall studierte osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaften. Er ist seit 1991 Redakteur des Tagesspiegels und dort diplomatischer Chefkorrespondent. Er erhielt zahlreiche Journalistenpreise. Von 2005 bis 2013 berichtete er für den Tagesspiegel aus den USA. Barack Obama hat ihm als bisher einzigem deutschen Journalisten ein Interview gegeben. 2018 erschien Christoph von Marschalls neuestes Buch im Herderverlag: “ Wir verstehen die Welt nicht mehr. Deutschlands Entfremdung von seinen Freunden.”


04. März 2019
Adriana Altaras: "Die jüdische Souffleuse"

Lesung und Gespräch
Adriana, die Regisseurin, und Sissele, die Souffleuse aus Kanada, geraten bei den Proben zu einer Mozart-Oper in einem Provinztheater heftig aneinander. Denn Sissele verfolgt ein Ziel, das gar nichts mit der Oper zu tun hat, aber sehr viel mit Adriana: Jahrzehntelang hat sie vergeblich nach ihren Verwandten gesucht, die nach dem Holocaust in alle Winde verstreut wurden. Sie ist überzeugt, nur noch Adriana kann ihr helfen.

Gewohnt schnell und witzig entfaltet Adriana Altaras die Geschichte, die von den Absurditäten des Theateralltags und dem abenteuerlichen Leben der Souffleuse erzählt, bis sich beides kreuzt.

Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren, lebte ab 1964 in Italien und seit 1967 in Deutschland, wo sie die Schule besuchte. Sie studierte Schauspiel in Berlin und New York, spielt in Film- und Fernsehproduktionen und inszeniert seit den Neunzigerjahren an Schauspiel- und Opernhäusern. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Bundesfilmpreis, den Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und den Silbernen Bären für schauspielerische Leistungen. 2011 erschien ihr hochgelobtes Buch „Titos Brille“, das zum Bestseller wurde. Adriana Altaras lebt mit ihrer Familie in Berlin. Sie war von 2006 bis 2011 Mitorganisatorin des Deutsch-Jüdischen Forums im Club von Berlin.


11. März 2019
Prof. Dr. Ute Frevert: "Machen Gefühle Geschichte? Und haben Gefühle eine Geschichte?"

Vortrags- und Gesprächsabend

Gefühle können die Geschichte prägen; das kennen wir aus dem Vorfeld der beiden Weltkriege, als „Ehre“, „Scham“ und „Schande“ eine zentrale Rolle spielten. Gefühle prägen aber auch Debatten in modernen Demokratien, nicht zuletzt im Umfeld der Flüchtlingskrise. Sie motivieren politisches Handeln und steuern Entwicklungen. Sie sind und waren daher bevorzugter Gegenstand von Manipulation und Instrumentalisierung, und sie tragen zur Bildung und Auflösung sozialer Gruppen und Bewegungen bei. Gefühle sind aber auch ihrerseits geschichtlich geprägt; sie werden kulturell geformt und sozial erlernt. Was jemand in einer bestimmten Situation oder gegenüber einer anderen Person und Sache fühlen darf und was nicht, ist gesellschaftlich normiert und damit historisch variabel. Was heißt das für unsere gegenwärtige Gesellschaft und ihre emotionalen Koordinaten, die gerade dramatisch ins Rutschen zu geraten scheinen?

Prof. Dr. Ute Frevert hat Geschichte und Sozialwissenschaften studiert und sich nach ihrer Promotion 1982 sieben Jahre später an der Universität Bielefeld habilitiert. Danach folgten Professuren für Neuere und Neueste Geschichte an der FU Berlin, an den Universitäten Konstanz und Bielefeld sowie an der Yale University in den USA. Seit 2008 ist sie Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Sie hat diverse Auszeichnungen erhalten, u. a. Leibniz-Preis der DFG (1998), Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse (2016) sowie die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere/Finnland (2018). Ihren Forschungen bewegen sich in der Sozial-, Kultur-, Politik-, Emotions- und Geschlechtergeschichte der Moderne.

Die Gesprächsführung übernimmt unser Clubmitglied Dr. Dorothee v. Tippelskirch-Eissing. Sie hat evangelische Theologie und Psychologie studiert und ist zu einem theologischen Thema promoviert worden; sie arbeitet als Psychoanalytikerin in Berlin und ist Vorsitzende von „Partners in Confronting Collective Atrocities" PCCA e.V..


25. März 2019
Matthias Drescher: "Die Zukunft unserer Moral"

Salongespräch

Warum bleibt das Gebot der Nächstenliebe weiterhin anerkannt, obwohl der christliche Glaube nachläßt?

„Die christliche Nächstenliebe ist ein Produkt der Angst“ – so lautet die provokante These unseres Clubmitgliedes Matthias Drescher, dessen schmaler Band über „Die Zukunft unserer Moral“ kürzlich im Tectum-Verlag erschienen ist. Er zeichnet nach, wie das moralische Hauptgebot der westlichen Welt aus einer erstaunlichen Wechselwirkung zwischen Hellenismus und Judentum entstanden ist. Die allseits beschworenen Grundlagen unserer Gesellschaft – griechisch-römische Antike, Judentum und Christentum – wären enger verknüpft als bisher gedacht. Zugleich liefert er damit eine Erklärung, warum sich das christliche Hauptgebot auch ohne Gottesglauben regenerieren kann – und darum in jedem Fall eine Zukunft hat. 

Matthias Drescher, *1959 in Mendrisio (Schweiz), ist in Italien aufgewachsen und hat dort die Europäische Schule Varese besucht. Nach einem Abschluss der European Business School (Oestrich-Winkel) hat er von 1983 bis 1985 Philosophie und Geschichte in München studiert. Beruflich war er bis 2014 im Bankgeschäft tätig, seit 2014 ist er Partner der DUKAP Deutsche Unternehmenskapital GmbH.

Die Gesprächsführung übernimmt Friederike von Kirchbach. Sie ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Thomas in Berlin-Kreuzberg und ehemalige Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Sie war Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages und amtiert als Vorsitzende des Rundfunkrates Berlin-Brandenburg.


05. April 2019
Andrea Wallgren Ausstellungseröffnung "Sichtverhältnisse"

Ausstellung

Andea Wallgren wird mit ihren Malereien auf Holz den Clubräumen ein anderes Flair geben.

 

Ein großes Hörvergnügen verspicht die Einführung des passionierten Kunstvermittlers Kristian Jarmuschek zu werden.


29. April 2019
Annette Schavan: "Ein ökumenischer Blick auf den gegenwärtigen innerkirchlichen Streit"

Salongespräch
Innerhalb der großen christlichen Kirchen brodelt die Auseinandersetzung u.a. über den wahrgenommenen Grad der Säkularisierung. Kritiker sehen die Kirchen im ‚unterschiedslosen‘ Wettbewerb mit anderen Institutionen, die ebenfalls Werte vertreten und verbreiten – wie Parteien und Gewerkschaften, Hilfsorganisationen und gemeinnützige Vereine aller Art. Zugleich wird in erster Linie die katholische Kirche von Missbrauchsskandalen erschüttert. Im vergangenen Februar lud Papst Franziskus die Bischöfe zu einem Krisentreffen; in Deutschland haben Theologen und Katholiken in Führungspositionen in einem Offenen Brief an Kardinal Reinhard Marx umfassende Reformen gefordert: eine andere Sexualmoral, die Weihe von Frauen und die Abschaffung  des Pflichtzölibats. Welche Wirkung können aktuelle Reformbestrebungen rund 500 Jahre nach Luther entfalten? Welchen Beitrag könnte die Ökumene leisten?    

Annette Schavan hat nicht nur als langjährige Landesministerin in Baden-Württemberg und Bundesministerin für Bildung und Forschung gewirkt und sich als bekennende Katholikin in der CDU profiliert. Sie gehörte auch zum Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und leitete das Cusanuswerk. Von 2014 bis 2018 diente sie als Botschafterin am Heiligen Stuhl in Rom.

Die Gesprächsführung übernimmt unser Clubmitglied Dr. Jörg Bremer. Als FAZ-Korrespondent in Rom und Gemeindeglied in der dortigen lutherischen Christuskirche von 2009 bis heute hat er den ökumenischen Dialog verfolgt. Jetzt brachte er die Aufsatzsammlung „Ein Kelch für zwei“ heraus, in der die theologische und pastorale Grundlage für eine engere ökumenische Gastfreundschaft gelegt wird.


13. Mai 2019
Prof. Dr. Hans Anand Pant: "Was ist los an den Berliner Schulen?"

Salongespräch

Der Fortschritt eines Landes hängt von der Bildung seiner Bürgerinnen und Bürger ab. Deshalb benötigen wir gute Schulen. In der zuletzt erschienenen Pisa-Studie (2015) lag Deutschland in der Gesamtwertung auf Platz 13. Innerhalb von Deutschland schneiden die Berliner Schulen eher schlecht ab. Die ZEIT schrieb im September 2018: „In Berlin ist die Stimmung so schlecht, da helfen schon lange keine Bonbons mehr. Laut einer Forsa-Umfrage vom September glaubt knapp jeder dritte Berliner, nicht die Wohnungsnot, nicht die Flüchtlinge, nicht der BER seien das größte Problem der Stadt, sondern die Schulen. Unter den 18- bis 29-jährigen Berlinern sind neun von zehn überzeugt, dass die Schulen nirgendwo so schlecht sind wie in der Hauptstadt.“ Ist das Politikversagen? Welche Hinweise hält die moderne Pädagogik bereit zu der Frage, wie man Kindern zu Lernerfolgen verhilft – und was man überhaupt lernen sollte? Die Lehrer selbst scheinen sich oftmals überfordert zu fühlen; auch dafür hat der ZEIT-Artikel Belege. Was also ist los an den Berliner Schulen?

Prof. Dr. Hans Anand Pant leitet seit 2010 das Fachgebiet Erziehungswissenschaftliche Methodenlehre (W3) an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seit 2015 Geschäftsführer (Programmbereich) der Deutschen Schulakademie gGmbH, einer bundesweit aktiven und unabhängigen Institution für Schulentwicklung und Lehrkräftefortbildung. Er gehört (laut ZEIT) zu den wichtigsten Bildungsforschern der Republik.

Die Gesprächsführung übernimmt unser Clubmitglied Marie Luise v. Halem, Bildungsexpertin und Mitglied im Brandenburger Landtag für Bündnis 90/Die Grünen.


20. Mai 2019
Eva Corino: "Das Nacheinander-Prinzip. Vom gelasseneren Umgang mit Familie und Beruf"

Salongespräch

Der Veranstaltungstitel ist auch der Titel eines Buches, das kürzlich im Suhrkamp-Verlag erschienen ist. Eva Corino sucht darin eine Antwort auf die Frage, wie man in heutigen Familien den Druck aus der Rush Hour des Lebens nehmen kann: indem man angesichts der rasant gestiegenen Lebenserwartung die Arbeit stärker an die verschiedenen Lebensphasen anpasst. Das „Nacheinander-Prinzip“ gilt dabei als Leitformel für einen gelungenen Lebensentwurf: Nach einer guten Ausbildung im Beruf durchstarten, nach einer gelassenen Familienphase die kraftvolle Rückkehr in die Arbeitswelt. Aber kann das funktionieren, ist das für Frauen unter den heutigen Lebensbedingungen attraktiv? Was, wenn die Elternbeziehung dann doch scheitert? Werden die Errungenschaften des Feminismus so doch wieder über den Haufen geworfen?

Eva Corino studierte Philosophie und Literaturwissenschaften in Tübingen und Paris. 1997 bis 2002 war sie Theaterkritikerin bei der Berliner Zeitung. Nach Stationen in Washington DC, Duschanbe und Brüssel lebt die Autorin mit ihrem Mann und den vier gemeinsamen Kindern in Erfurt.

Die Gesprächsführung übernimmt Nadja von Saldern, Paartherapeutin, Mediatorin und Coachin in Berlin und Potsdam, Autorin des kürzlich bei Ullstein erschienenen Buches “Glücklich getrennt”; Volljuristin.


17. Juni 2019
Prof. Dr. med. Heinz-Joachim Meencke und Prof. Dr. med. Rolf-Rüdiger Olbrisch: "Hirntod und Organspende"

Vortrags- und Gesprächsabend

Die Gesundheitspolitik von Minister Jens Spahn (CDU) und seine Initiative zur automatischen Organspende jedes Bürgers/jeder Bürgerin kommentiert die ZEIT regelmäßig in ausführlichen Artikeln, zuletzt am 1. April 2019: „Seit Jahren herrscht ein Mangel an Spenderorganen. Erstmals seit 2010 war die Zahl der Organspender im vergangenen Jahr wieder gestiegen. 955 Menschen stellten nach ihrem Tod Organe zur Verfügung. (....) Woran liegt es, dass Bürgerinnen und Bürger sich so schwertun mit der Organspende? Die Gründe sind vielseitig: Es geht um unbegründete Ängste, nachvollziehbare Skrupel und mangelnde Organisation. Einzelmaßnahmen würden daher kaum helfen, die Zahl lebensrettender Organe zu erhöhen.“ Doch was bedeutet die Widerspruchslösung überhaupt? Welche Stärken und Schwächen haben die bisherigen Regelungen? Und an welchen ausgewogenen, fachkundigen Argumenten können sich Befürworter und Gegner von Organspenden grundsätzlich orientieren?

Prof. Dr. med. Heinz-Joachim Meencke (*1945) spezialisierte sich als Neurologe und Psychiater und Professor auf Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie. 1986 habilitiert, nahm er 1991 den Ruf auf eine Professur für Neurologie am Klinikum Charlottenburg der FU Berlin an. Ab 1994 baute Meencke im Klinikum Rudolf Virchow, Charité /Humboldt-Universität, eine Abteilung für präoperative Epilepsie-Diagnostik auf und entwickelte das Epilepsie-Chirurgieprogramm. Von 1996 bis 2011 war Meencke Chefarzt der Abteilung Epileptologie, geschäftsführender Gesellschafter und leitender Arzt des Instituts und medizinischer Direktor des Epilepsie-Zentrums Berlin, ab 2001 Berlin-Brandenburg.

Prof. Dr. med. Rolf-Rüdiger Olbrisch (*1940) arbeitete von 1982 bis 2005 als erster Chefarzt an der Klinik für Plastische Chirurgie Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth, Düsseldorf. Von 1995 bis 1997 war er Präsident der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen e. V., von 2003 bis 2005 Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e.V..


27. Juni 2019
Botschafter Dr. Albrecht Conze: "Afrika - quo vadis?"

Salongespräch

Am 28. Juni jährt sich zum 100. Mal der Frieden von Versailles, durch den das Deutsche Reich sämtliche Kolonien, auch die afrikanischen, verlor. Inzwischen ist Afrika auch von anderen kolonialen Herrschaften befreit. Doch der Kontinent leidet weiter unter den Erblasten jener Epoche, die Entwicklung in vielen Ländern Afrikas scheint zu stagnieren. Wenn Deutschland und Europa ihrer historischen Verantwortung nicht nachkommen, kann China das Vakuum füllen (und hat es vielleicht schon getan). Die Flüchtlinge erinnern daran, dass Afrika ein direkter Nachbar ist, dem dabei geholfen werden muss, demokratische Bürgergesellschaften zu entwickeln und ökonomische Unabhängigkeit zu finden. Welche Chancen bestehen für eine solche Art der "Entwicklungshilfe", welche Alternativen und Handlungsspielräume gibt es für Afrika?

Dr. Albrecht Conze ist seit Ende Juli 2017 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Uganda. Er trat 1981 in den Auswärtigen Dienst ein und war vor seiner Zeit als Botschafter in Hongkong, Peking, Wien, Warschau, Tunis und Moskau tätig. Von 2004 bis 2006 diente er als Politischer Direktor der Mission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo. 2006 wurde er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Benin und danach in Simbabwe und Bangladesch. Von Juni 2014 bis Juli 2017 war Conze der erste Leiter der zivilen Stabilisierungsmission EUCAP Sahel Mali der Europäischen Union mit Sitz in Bamako/Mali.

Die Gesprächsführung übernimmt Victoria Peter, die sich als Angehörige der jungen Generation und Mitgründerin und CEO von makesense africa seit Jahren für die unternehmerische Entwicklung in Afrika engagiert.

16. September 2019
Hans-Christian Maaß - 30 Jahre Maueröffnung und das Management der Wiedervereinigung

Salongespräch
Hans Christian Maaß (Jahrgang 1950) war dabei! Als die Mauer fiel, war er Pressesprecher des Bonner Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und kurz darauf zugleich Berater von DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière. Aber der Reihe nach: „Jede Faszination für ein Produkt des Klassenfeindes ist eine Verletzung des proletarischen Internationalismus«. Das schrieb die Humboldt-Universität im Frühjahr 1973 an ihren Landwirtschafts-Studenten Hans-Christian Maaß. Dieser war am 10. Oktober 1971 zum Fußballspiel der BRD-Auswahl gegen Polen nach Warschau gereist. Gemeinsam mit etwa 6000 Fans aus der DDR wollte er die Superstars um Franz Beckenbauer bewundern. Maaß wurde exmatrikuliert und musste erstmal sein Leben neu planen.   Mit einem Schlauchboot gelang ihm eine abenteuerliche Flucht über die Ostsee, doch der erste Frachter in internationalen Gewässern fuhr fatalerweise unter DDR-Flagge. Maaß landete im Gefängnis. Eine Amnestie befreite ihn zwar aus der Haft, aber nicht aus der DDR. 1974 wurde er freigekauft und kam nach Westberlin. Maaß machte im politischen Bonn Karriere und wurde 1990 gemeinsam mit Thomas de Maizière Berater der DDR-Übergangsregierung ... und stellte im Auftrag von Ministerpräsident Lothar de Maizière eine neue stellvertretende Regierungssprecherin ein: Angela Merkel.

10. Oktober 2019
Dr. Samuel Wittwer: Ausstellung B.A.R.O.C.K. im Schloß Caputh

Exkursion

Vier internationale Künstlerinnen haben sich mehr als drei Jahre lang mit dem Schloss Caputh nahe Potsdam auseinandergesetzt und gezielt für diesen prachtvollen Ort Werke geschaffen. Die Tapisserien von Margret Eicher, die Blumenscans von Luzia Simons, die Wachsskulpturen von Rebecca Stevenson und die Deckenbildprojektionen von Myriam Thyes fügen sich gleichermaßen selbstverständlich wie überraschend in den umgebenden Raum ein. Drei Jahre lang hat Dr. Samuel Wittwer gemeinsam mit den Künstlerinnen an der Ausstellung gearbeitet. 25 Mitglieder des Clubs von Berlin haben kurz vor dem Ende der Schau, Gelegenheit, mit dem Kurator die Augentäuschungen im entzückenden kleinen Schloss zu entdecken.

„Eine neobarocke Melange“ urteilte Christiane Meixner in ihrer Besprechung mit dem Titel „Wo Lara Croft Minerva trifft“ am 2. August 2019 im Tagesspiegel und schrieb: „Die Kunst der Gegenwart changiert zwischen den Epochen und bringt den Ausstellungsort zum Leuchten. Symbolisch, denn der einstige Landsitz der Kurfürstin Dorothea verfügt selbst über eine prächtige Ausstattung mit herrschaftlichen Möbeln, opulenten Deckengemälden und vergoldetem Stuck... Das Ergebnis ist gelungen“.

Im Anschluß an die Führung entweder treffen wir uns zum Ausklang entweder im Restaurant des Kavalierhauses Caputh oder im Fährhaus Caputh.

Der Schweizer Kunstwissenschaftler Dr. Samuel Wittwer (*1967) begann seine Karriere in Deutschland nach dem Kunstgeschichtsstudium in Basel im Jahr 1999 als Kustos der keramischen Sammlungen bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Charlottenburger Belvedere-Pavillon. In dieser Funktion betreute er auch die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin und das historische Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM).  Im Februar 2000 wurde Wittwer mit einer Arbeit über die Tiergroßplastik aus Meißner Porzellan für das Japanische Palais Augusts des Starken in Dresden promoviert. Am 1. Dezember 2008 wurde Samuel Wittwer in sein derzeitiges Amt berufen.


14. Oktober 2019
Prof. Dr. Michael Waidner: "Über Sicherheit und Cyberattacken"

Vortrags- und Gesprächsabend

„Digitale Geräte, die Kameras oder Mikrofone enthalten, sind die perfekten Wanzen. Das betrifft Mobiltelefone, PCs, intelligente Lautsprecher, smarte Fernseher. Wenn es eine Person darauf anlegt, kann sie mit einem Schadprogramm die Kontrolle über meinen Rechner übernehmen. Das muss man sich vorstellen wie ein trojanisches Pferd: Man merkt gar nicht, dass einen da jemand angreift. Es reicht schon, dass man seinen Laptop ganz normal verwendet, Webseiten besucht, E-Mail-Anhänge öffnet.“ Mit diesem Statement eröffnete Prof. Dr. Michael Waidner sein Gespräch mit Lisa Hegemann, veröffentlicht am 23. August 2019 unter der Überschrift „Ein bisschen Angst schadet nicht“ in der ZEIT ONLINE.

https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2019-08/michael-waidner-it-sicherheit-technologie-kamera-mikrofon.

Prof. Dr. Michael Waidner leitet das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT. Dies zählt zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen für Cybersicherheit und Privatsphärenschutz. Die 208 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts beschäftigen sich mit aktuellen Fragestellungen zu Cybersicherheit und Datenschutz und entwickeln in diesem Bereich neue Technologien und konkrete Lösungen für reale Herausforderungen.

Professor Dr. Michael Waidner (*1961) leitet zudem als Direktor das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit CRISP, hält eine Professor für Informatik an der Technischen Universität Darmstadt, eine Gastprofessur an der Hebrew University of Jerusalem und leitet die Aufbau-Arbeiten am dortigen Fraunhofer-Projektzentrum. Seit 2017 ist Waidner auch Chief Digital Officer (CDO) der Stadt Darmstadt.

Dr. Armgard von Reden unterrichtet an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Leibniz Universität in Hannover u.a. Internationales-, Datenschutz- und Sicherheitsmanagement. Sie berät ferner Unternehmen in Diversity- und Datenschutzfragen. Von 2002 bis 2011 war sie Direktorin der IBM, verantwortlich für das Verbindungsbüro für Deutschland und die CIS Staaten, Corporate Social Responsbility, Datenschutz für EMEA, Universitätsbeziehungen und den IBM German Womens Leadership Council. Armgard von Reden ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Women in International Security Deutschland und Mitglied des Clubs von Berlin.


28. Oktober 2019
Prof. Franco Stella: "Blicke auf das rekonstruierte Berliner Stadtschloss"

Salongespräch

Das frühere Berliner Stadtschloss gilt wegen seiner hauptsächlich von Andreas Schlüter geschaffenen Fassaden und Innenräume als ein Hauptwerk des Barock. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Berliner Schloss beschädigt und später vom DDR-Regime vollständig beseitigt. Über eine Rekonstruktion wurde ausführlich diskutiert und gestritten. 2008 gewann der Architekt Franco Stella den Wettbewerb zum Wiederaufbau der ehemaligen Hohenzollernresidenz. Stella: „Es ist legitim und ein kultureller Gewinn, ein Bauwerk wie das Schloss zu rekonstruieren, sofern der Wiederaufbau auf einer vollständigen Dokumentation des alten Gebäudes beruht und am gleichen Ort stattfindet“. 2013 folgte die Grundsteinlegung, 2015 stand der Rohbau, 2018 waren die Fassaden weitgehend fertiggestellt. 2020 soll das Humboldt Forum als Kunst- und Kulturzentrum seinen Betrieb aufnehmen.

Franco Stella, Jahrgang 1943, studierte bis 1968 an der Architekturhochschule IUAV in Venedig. 1973 wurde er Dozent für Architekturgestaltung, 1990 Professor für Architektonisches Entwerfen an der Fakultät für Architektur der Universität Genua. Stella führt ein Architekturbüro in Vicenza und sieht sich als Vertreter des klassisch-modernen Rationalismus in der Tradition von Schinkel bis Mies van der Rohe. Sein Anliegen ist das „Weiterbauen historischer Gebäude“.


07. November 2019
Finissage der Ausstellung "Sichtverhältnisse" von Andrea Wallgren


Seit April hängen Andrea Wallgrens Malereien auf Holz im Salon- und im Empfangsraum

des Clubs von Berlin. Die Gemälde haben zu Bildbetrachtungsgesprächen angeregt.

Die ein oder andere Arbeit hat sogar neue Freunde fürs Leben gefunden.

 

Der südafrikanische Tenor Etienne van der Nest

wird den Abend mit Liedern und Chansons begleiten.


09. November 2019
Die Canitzgesellschaft und der Club von Berlin laden zu einem Podiumsgespräch ein: Ulrike Poppe und Albrecht von Lucke über 30 Jahre Mauerfall Was trennt, was eint ? - Träume von damals und Herausforderungen heute

Podiumsgespräch

Die Canitzgesellschaft und der Club von Berlin

laden gemeinsam ihre Mitglieder und Gäste herzlich ein zu einem Podiumsgespräch.

Wie kein anderes Ereignis hat der Mauerfall die deutsche Nachkriegsgeschichte verändert und geprägt. Wie haben die Menschen diesseits und jenseits der Mauer diesen Tag erlebt?

Welche Träume und welche Ängste haben sie damit verbunden?

Die friedliche Revolution 1989 wirkt in Deutschland und Europa bis heute nach. Damals engagierten sich Bürgerrechtler für Frieden, Freiheit und Menschenrechte und ermutigten viele Menschen auf die Straßen zu gehen. Demokratie aufzubauen und die europäische Teilung zu überwinden, waren erklärte Ziele. Welche Wünsche und Hoffnungen haben sich erfüllt und welche nicht? Was ist von dem Aufbruch geblieben? Was sind die Herausforderungen heute, die gemeinsam gemeistert werden sollen? Welche gemeinsamen Perspektiven haben wir im vereinigten Deutschland nach 30 Jahren?


Ulrike Poppe, geb. 1953 in Rostock, Bürgerrechtlerin und Oppositionelle in der DDR. Sie begann an der Humboldt Universität Kunstgeschichte und Geschichte zu studieren, eröffnete mit Gleichgesinnten 1980 den ersten unabhängigen Kinderladen in Ost-Berlin und war 1982 Mitbegründerin des Netzwerkes Frauen für den Frieden. 1983 wurde sie mit Bärbel Bohley von der Staatssicherheit (MfS) verhaftet und saß 6 Wochen in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen. 1985 wurde sie Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte, sie war Mitbegründerin der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt, ab November 1989 Mitglied am Runden Tisch und seit März 1990 für das Bündnis 90 in der Volkskammerfraktion. Von 2010 bis 2017 war sie Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.


Albrecht von Lucke, geb. 1967 in Ingelheim, Jurist und Politikwissenschaftler, ist Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik und ein stets eigenwilliger Kommentator der deutschen Politikszene, inzwischen vielfach gefragt in Fernsehen, Hörfunk und in den Printmedien. Er publizierte mehrere Bücher, u.a. Die gefährdete Republik: Von Bonn nach Berlin. 1949 – 1989 – 2009 (Berlin 2009) sowie Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken (München 2015), im Mai 2019 erschien in den Blättern der Beitrag Die verunglückte Demokratie. 70 Jahre Bundesrepublik, 30 Jahre Deutschland.

19. November 2019
Einladung der Bürgerstiftung Berlin und des Clubs von Berlin 19.11.19 Prof. Dr. Christian Pfeiffer: "Gegen die Gewalt - Warum Liebe und Gerechtigkeit unsere besten Waffen sind"

Podiumsgespräch

Im April 1998 stellte der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer seine Initiative, die 1997 gegründete Bürgerstiftung Hannover, inspiriert von den amerikanischen „Community Foundations“, im Club von Berlin vor. Der Funke sprang sofort über. Dr. Christian von Hammerstein (1933–2019), seit 1993 maßgeblicher Gestalter des Clubs von Berlin, nahm die Anregung auf und sammelte noch am gleichen Abend Enthusiasten um sich, um die Idee einer Bürgerstiftung auch in der Hauptstadt auf den Weg zu bringen. Heute blickt die Bürgerstiftung Berlin auf zwanzig erfolgreiche Jahre zurück. Das Jubiläum ist Anlass, den Impulsgeber, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, erneut, und zwar zu einer gemeinsamen Veranstaltung des Clubs von Berlin und der Bürgerstiftung Berlin einzuladen.

Der Jurist Prof. Dr. Christian Pfeiffer, geboren 1944 in Frankfurt an der Oder, promovierte 1984 mit dem Thema „Kriminalprävention im Jugendgerichtsverfahren“. Von 1985 an war er stellvertretender Direktor, ab 1988 Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Im Jahr 1985 wurde er zudem auf eine Professur für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzugsrecht an der Universität Hannover berufen. Von 1985 bis 1997 leitete Christian Pfeiffer als Vorsitzender die Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen. Von Dezember 2000 bis zum Februar 2003 war Pfeiffer, der seit 1969 SPD-Mitglied ist, Justizminister des Landes Niedersachsen. Im November 2019 erscheint das neueste Buch Pfeiffers im Kösel Verlag (Random House), in dem er Bilanz zieht und anhand aktueller Forschungsergebnisse und persönlicher Erfahrungen über Gewalt und Gerechtigkeit nachdenkt.

Verena Werhahn ist Mediatorin, Psychologin und Expertin für Unternehmenskommunikation, Vorsitzende des Vereins zur Förderung von Wissenschaft und Praxis der Mediation e.V. und Public Relations-Vorstand der Bürgerstiftung Berlin. Im Club von Berlin ist sie Mitglied seit 1998.


09. Dezember 2019
Christoph Röhl: "Verteidiger des Glaubens"

Salongespräch

Der jetzt in ausgewählten Berliner Kinos angelaufene Dokumentarfilm "Verteidiger des Glaubens" wird in führenden Medien ausführlich diskutiert. Der Film erzählt die Geschichte Joseph Ratzingers und seiner Rolle im Vatikan sowie seines Wirkens in den Umbrüchen der katholischen Weltkirche. 


16. Dezember 2019
Prof. Dr. Angelika Ruge: "Politik und Kultur im Hause Jägerstraße 1-3"

Vortrags- und Gesprächsabend
Der Vorstand hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Clubs von Berlin und  der unterschiedlichen Nutzung des Hauses Jägerstr.1-3 zu erforschen und in einer Publikation festzuhalten. In der dazu gegründeten Arbeitsgruppe hat sich Frau Prof. Dr. Ruge mit dem „Kulturbund“ und speziell mit dem „Club der Kulturschaffenden“ beschäftigt, der von 1946 bis 1990 in der Jägerstr.1-3 seinen Sitz hatte. Im Bundesarchiv fand sie dazu einen umfangreichen Bestand. Die Geschichte dieses Clubs kann auch als eine Mikroanalyse der DDR gelesen werden.

Der „Club der Kulturschaffenden“ war in den ersten Jahren ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher politischer und sozialer Zugehörigkeit zusammenkamen. Was sie einte, war der Wille, an der antifaschistisch-demokratischen Erneuerung Deutschlands mitzuwirken. Sie waren überzeugt, dass eine allgemeine, geistige Veränderung eine vorrangige Aufgabe darstellte. Angezogen waren sie auch von der Aussicht auf freien Meinungsaustausch und Vorträgen aus den verschiedensten Gebieten der Literatur, der Musik, der bildenden Kunst und der Politik. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung. Diese wurde im Laufe der Jahre immer wieder beschworen. Der Club wurde jedoch zunehmend ein Instrument der politischen Steuerung durch die SED.

Prof. Dr. Angelika Ruge ist Historikerin. Ihre Forschungsgebiete sind Deutsche Nachkriegsgeschichte, einschließlich der Geschichte der DDR, Kulturgeschichte und Museumsgeschichte. Nach Ausstellungstätigkeiten u.a. im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war sie von 1993 bis 2017 Professorin für Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

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