15. Januar 2018 Prof. Dr. Ottmar Edenhofer: "Wie können wir die Klimakatastrophe verhindern?" Salongespräch Soeben ist die UN-Klimakonferenz in Bonn zu Ende gegangen. Deutschland hat diese Konferenz für den vom Untergang bedrohten Inselstaat Fiji ausgerichtet. Die offizielle Politik hat sich positiv über die Ergebnisse der Konferenz geäußert, Experten urteilen viel skeptischer. Was hat der Klimagipfel tatsächlich gebracht? Haben wir überhaupt noch eine Chance, die Weltklimaziele zu erreichen? Tut Deutschland, tun Länder wie die USA und China genug? Was wären Hauptansatzpunkte, wer verhindert den Wandel? Welchen Einfluss hat unser Konsumentenverhalten? Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Jahrgang 1961, studierte Volkswirtschaftslehre und Philosophie und ist seit 2005 Chefökonom und seit 2007 stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Seit 2008 ist er auch Professor für die „Ökonomie des Klimawandels“ an der Technischen Universität Berlin sowie seit 2012 Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. Von 2008 bis 2015 war er einer der Ko-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklimarates (IPCC), der 2007 den Friedensnobelpreis erhalten hat. |
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29. Januar 2018 Ansgar Graw: „Trump verrückt die Welt – Wie der US-Präsident sein Land und die Geopolitik verändert Salongespräch Der neue US-Präsident rüttelt an sämtlichen vermeintlichen Grundfesten der internationalen Politik sowie der amerikanischen Selbstverortung. Welche geschichtlichen und kulturellen Hintergründe haben Trumps Präsidentschaft ermöglicht? Welche Positionen der neuen US-Administration werden Trumps Amtszeit voraussichtlich überdauern? Ansgar Graw hat Trumps Wähler in verschiedenen Bundesstaaten getroffen und Donald Trump bis Juli 2017 aus nächster Nähe erlebt. Ansgar Graw, Jahrgang 1961, ist studierter Historiker und Buchautor (u.a. „Freiheitskampf im Baltikum“ und „Gerhard Schröder – der Weg nach oben“). Graw ist Chefreporter für DIE WELT und Welt am Sonntag und berichtete von 2009 bis 2017 als Senior Political Correspondent aus Washington DC. Sein aktuelles Buch (Herbig-Verlag) wurde mit dem „George F. Kennan Kommentar-Preis 2017“ ausgezeichnet. |
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20. Februar 2018 Andreas Jödecke: "Wie weiter in der Flüchtlingspolitik?" Gesprächs- und Diskussionsabend Vor zwei Jahren kam fast eine Million Flüchtlinge nach Deutschland. Nun sind die Zahlen deutlich zurückgegangen, doch durch Armut, Unterdrückung und Krieg bleiben viele Menschen auf der Flucht – auch in Richtung Deutschland. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist deutschlandweit für Flüchtlinge zuständig. Wie ist seine Neuorganisation vorangekommen? Was ist der Stand bei den Asylverfahren? Und wie läuft die Integration der Flüchtlinge? Nicht zuletzt: mit welchen Flüchtlingszahlen rechnet das BAMF? |
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26. Februar 2018 Prof. Dr. Savoy: "Warum und zu welchem Zweck studiert man Provenienz?" Roter Salon Alle Feuilletons berichteten im vergangenen Sommer über ihren überraschenden Austritt aus der Expertenkommission des Humboldt-Forums. Über die Gründe und Hintergründe dieses Schrittes sowie die Notwendigkeit von Provenienzforschung, nicht nur am Humboldt-Forum, spricht Prof. Dr. Bénédicte Savoy, Leiterin des Fachgebiets Kunstgeschichte der Moderne an der TU Berlin und Mitglied des Collège de France (Paris), mit Bernhard Schulz, Kulturredakteur des Tagesspiegels. Savoy, die sich in ihren wissenschaftlichen Arbeiten unter anderem mit den Humboldt-Brüdern und dem Schicksal von Kulturgütern zwischen den Weltkriegen befasst hat, vermisst eine engere Verzahnung zwischen Sammlung und Forschung, aber auch eine eigene Provenienzstelle. |
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07. März 2018 PD Dr. med. Mazda Adli. "Stress in der Stadt" Zukunft der Hauptstadt Berlin Psychische Erkrankungen, für die stressabhängige Entstehungsfaktoren angenommen werden, kommen in großen Städten häufiger vor als auf dem Land. Schadet Stadtleben also unserer Psyche? Macht Landleben glücklich? Dies sind häufig gestellte Fragen in den zahlreichen Veranstaltungen, in denen M. Adli Thesen seines neuen Forschungsgebiets „Neurourbanistik“ der Öffentlichkeit vorstellt. Natürlich spiegeln diese Fragen nur die verkürzte Sicht auf ein reales Problem wider, denn Städte werden zugleich als Wohn- und Arbeitssorte gesucht und geschätzt, weil sie soziale Begegnungen ermöglichen, Orte des Lernens sind und den Austausch von Ideen begünstigen sowie als Märkte dienen. Sie sind nicht zuletzt beliebt, um den Beschränkungen der Provinz zu entfliehen. Unstreitig wirkt ein Zuviel an Stress jedoch belastend und kann krank machen. Deshalb kommt es auf die Balance an. Wo liegt das rechte Maß? Gibt es einerseits ein durchaus gesundes Stress-Level, das nicht nur tolerabel , sondern geradezu notwendig ist, während ein Zuviel an Stress, etwa infolge von übermäßigem Lärm, von Enge und Hektik, Feinstaub und Verkehrsstaus, Anonymität und Gewalt, krankmachend wirkt? Wo liegen die Stressschwellen? Wie sollte die Stadtplanung damit umgehen? Dr. Mazda Adli, geboren 1969 in Köln als Sohn einer iranischen Diplomatenfamilie, ist Psychiater, Psychotherapeut und Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, sowie Leiter des Forschungsbereichs Affektive Störungen an der Charité Berlin. Er studierte Medizin in Bonn, Wien und Paris, war Assistenzarzt an der FU Berlin und hat als Executive Director 2009 an der Charité den World Health Summit ins Leben gerufen. Zusammen mit der Alfred Herrhausen Gesellschaft gründete er ein interdisziplinäres Forum aus Neurowissenschaftlern, Architekten und Stadtplanern, um das emotionale Verhalten und die psychische Gesundheit in Städten zu erforschen. |
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19. März 2018 Prof. Dr. Marcel Fratzscher: "Ungleichheit: Was bedeutet die soziale Polarisierung für unsere Gesellschaft?" Salongespräch In vielen aktuellen Presseartikeln, aber auch im Rahmen der neueren wirtschafts-wissenschaftlichen Diskussion – man denke an Thomas Piketty’s Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ – werden Fragen der (Un-)Gleichheit, der Verteilungsgerechtigkeit sowie der Armut und der Armutsbekämpfung zum Thema gemacht. Die Vereinten Nationen erkennen im Kontext ihrer 2015 verabschiedeten „Social Development Goals“ an, dass es weltweit Fortschritte bei der Armutsreduktion gibt, große Ungleichheiten aber weiterhin vorhanden sind und innerhalb einzelner Länder – bei Einkommen und Vermögen, Bildungschancen und Gesundheit – in jüngerer Zeit sogar noch angestiegen sind. Deutschland macht da keine Ausnahme. Befunde, Ursachen und Konsequenzen von Ungleichheit sind Gegenstand dieses Salongespräches. Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Jahrgang 1971, leitet seit 1. Februar 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und ist Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Davor war er seit 2008 Leiter der Abteilung „International Policy Analysis“ (Internationale wirtschaftspolitische Analysen) bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main; zudem nahm er Aufgaben in verschiedenen Institutionen in den USA und in Asien wahr. Er studierte an den Universitäten Kiel, Oxford und Harvard und promovierte 2002 am European University Institute in Florenz. 2017 wurde er in der FAZ-Rangliste der einflussreichsten Ökonomen in Deutschland in den Top 5 geführt. |
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16. April 2018 Graf von Kielmansegg: "Wie sichert Deutschland den Wohlstand von morgen? Das Geheimnis von Innovation." Vortrags- und Gesprächsabend Deutschlands beste Rohstoffe stecken bekanntlich in unseren Köpfen: Wie aber können wir innovativ bleiben und Arbeitsplätze und Wohlstand im globalen Wettbewerb um die besten Ideen sichern, zumal andere Regionen in der Welt immer dynamischer voranschreiten? Matthias Graf von Kielmansegg gibt uns Einblick in die deutsche Innovationspolitik z.B. zu der Frage, wo die Quellen des Wohlstands von morgen zu finden sind und warum die Innovationskultur eines Landes langfristig wichtiger ist als Steuertarife oder Hartz-IV-Regelsätze. Was können wir von einer neuen Bundesregierung erwarten? Wie begegnen wir der Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Innovationen und neuen Technologien? Matthias Graf Kielmansegg, Jahrgang 1965, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Göttingen. Nach Stationen in der Senatskanzlei Berlin und bei der Vertretung des Landes Berlin bei der EU leitete er die Planungsgruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und ab 2005 den Stab Politische Planung im Bundeskanzleramt. 2014 übernahm er die Grundsatzabteilung des BMBF, in der u.a. die Forschungs- und Innovationsstrategie der Bundesregierung angesiedelt ist. Graf Kielmansegg ist verheiratet und hat drei Kinder im Schulalter. Er ist Mitglied im Club von Berlin. |
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23. April 2018 Ursula Weidenfeld: "Nimmt die Demokratie Schaden?" Politische Kultur der Demokratie In ihrem 2017 bei Rowohlt veröffentlichten Buch „Regierung ohne Volk“ beklagt Ursula Weidenfeld die Marginalisierung der Debatten im Bundestag und die Alleingänge der Merkel´schen Entscheidungsprozesse. Nachdem die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat, scheint die Zeit reif, die Arbeit des Kabinetts und die Debatten im Bundestag kritisch zu begleiten. Wird sich die gescholtene Lähmung unter den neuen Abgeordneten - ähnlich wie unter den alten - im Bundestag mit der Folge fortsetzen, dass Demokratie und Verfassung Schaden nehmen? Kann eine wirkliche Debattenkultur erneut etabliert werden oder werden die politikrelevanten Debatten mehr und mehr außerhalb von Parlament und Regierung geführt, z.B. in TV-Talkrunden … oder findet sie vielleicht gar nicht statt? Führt dies zu Politikversagen und neo-populistischen Verzerrungen? Auf welcher Ebene sollten welche Aufgaben in einem föderalen Staat, der in die EU eingebunden ist, erörtert, behandelt, entschieden und implementiert werden (Subsidaritätsprinzip)? Ursula Weidenfeld, geboren 1962, studierte Wirtschaftsgeschichte, Germanistik und Volkswirtschaftslehre. Sie war u.a. Berlin-Korrespondentin und stellvertretende Ressortleiterin der „Wirtschaftswoche“, Ressortleiterin Wirtschaft sowie stellvertretende Chefredakteurin des „Tagesspiegel“. |
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14. Mai 2018 Stephan Abarbanell: "MORGENLAND" Roter Salon Der Holocaust und seine Folgen: das ist das Thema Stephan Abarbanells und seines Romans. Der Autor stammt aus einer jüdischen Familie, das hat sein Buch inspiriert. Er nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit Palästinas. 1946: Lilya Wasserfall, politische Aktivistin im Widerstand gegen die britische Mandatsmacht, bekommt den Auftrag, im zerstörten Nachkriegsdeutschland nach einem verschollenen jüdischen Wissenschaftler zu suchen. Die Briten behaupten, er sei tot, doch sein Bruder in Jerusalem hat Hinweise darauf, dass er noch lebt. Kaum in Europa angekommen, merkt Lilya, dass ihr nicht nur der britische Geheimdienst auf den Fersen ist, sondern auch ein Unbekannter, der verhindern will, dass sie ihren Auftrag erfüllt. Ihr Weg führt in das überfüllte bayerische Lager Föhrenwald, das für so genannte ‚displaced persons‘ reserviert ist, und weiter in die Lüneburger Heide, wo Bergen-Belsen zum Lager der Überlebenden geworden ist. Am Tag der Staatsgründung Israels, dem 14. Mai, wollen wir der ebenso entschlossenen wie liebenswerten Hauptperson des Romans von den staubigen Straßen Jerusalems bis in das kaputte Nachkriegsdeutschland folgen und uns dabei vom Autor des Buches - mehr erzählend als lesend - führen lassen. Stephan Abarbanell, 1957 in Braunschweig geboren, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie Allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkeley (USA) und nahm am Creative-Writing-Kurs bei Walter Jens teil. Heute ist er Kulturchef des rbb. ‚Morgenland‘ ist sein erster Roman. |
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28. Mai 2018 Nora Griefahn & Tim Janßen zum Thema: Auf der Suche nach neuen Wirtschaftsmodellen: Zirkulärwirtschaft und das „Cradle-to-Cradle“-Konzept Ökologie Wir haben die Böden vergiftet, die Luft verpestet, die Meere überfischt, die Wälder gerodet. Immer mehr Menschen wird klar: So kann es nicht weitergehen, wir müssen eine Wirtschaftsweise finden, die unserer Verantwortung auch für die nachfolgenden Generationen gerecht wird. Aber wie könnte eine solche alternative Wirtschaftsweise aussehen? Ein Konzept zur Beantwortung dieser Frage lässt sich unter den Begriff einer „Zirkulärwirtschaft“ bringen. In dieser werden Stoffe nicht mehr der Natur entnommen und in Produkte transformiert, die anschließend gekauft und genutzt werden, bis sie am Schluss auf der Müllhalde landen – das wäre das gängige Konzept einer Linearwirtschaft, die „von der Wiege zur Bahre“ (From Cradle to Grave) führt. Vielmehr soll eine Weiternutzung in anderen Verwendungen möglich werden: „From Cradle to Cradle“ (C2C). Vorbild ist die Natur – auch in ihr gibt es keine Abfälle, alles geht in neue Kreisläufe ein. Sich an der Natur zu orientieren bedeutet, dass der Mensch nicht einfach als Schädling wahrgenommen wird, der sein zerstörerisches Handeln reduzieren muss. In der C2C-Denkschule ist der Mensch ein Nützling und Teil der Natur, und es geht nicht nur darum, einen weniger negativen, sondern einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. Wie das gelingen kann, ist Gegenstand dieses Salongespräches. Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen gehören zur jungen Generation, bilden den geschäftsführenden Vorstand des gemeinnützigen Cradle to Cradle e.V. und haben den Verein mitbegründet. Nora Sophie Griefahn studierte Umweltwissenschaften und Technischen Umweltschutz an den Universitäten Lüneburg, Frankfurt und Kopenhagen sowie an der Universität für Bodenkultur Wien und der TU Berlin. Für ihr Studium und Engagement erhielt sie u.a. ein Studienstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie eine Auszeichnung des Landes Niedersachsens für herausragendes ehrenamtliches Engagement. Tim Janßen studierte Wirtschaftswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Dabei lag sein Fokus auf Gründung, Innovationsmanagement und verantwortungsvollem Wirtschaften. Auslandsaufenthalte führten ihn an das Athlone Institute of Technology in Irland sowie an die Universität Wien. Der gemeinnützige Cradle to Cradle e.V. hat das Ziel, die C2C Denkschule in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Politik und Gesellschaft, zu etablieren und leistet dafür Bildung- und Vernetzungsarbeit. Mit mittlerweile mehr als 700 Aktiven, die in über 50 Initiativen bundesweit organisiert sind, tragen sie die Idee von Cradle to Cradle in die Bevölkerung. |
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11. Juni 2018 Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger: Die Zukunft der Geschlechter Gender Hundert Jahre Frauenwahlrecht, Gender Studies, Gleichstellungsbeauftragte und jetzt MeToo. Wie weit haben uns die jahrzehntelangen Diskussionen gebracht und werden wir irgendwannzu einem entspannten Blick auf die Geschlechterrollen gelangen? Muss der Emanzipation der Frauen jetzt eine Emanzipation der Männer folgen? Und wo in unserer Gesellschaft wäre diese umzusetzen? Kann uns die Debatte um das “Dritte Geschlecht” aus der Bipolarität hinaus zu mehr Gelassenheit im Umgang mit diesen Themen führen? Was passiert, wenn wir uns von der Vorstellung eines biologischen Geschlechtes lösen und die soziale Determiniertheit von Geschlechterrollen in den Blick nehmen? Was bedeutet es heute und in Zukunft, „Mann“ oder „Frau“ oder etwas Drittes (über dessen Benennung wir uns noch einigen müssen) zu sein? Über diese und ähnliche Fragen diskutieren wir mit Frau Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, PhD, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Frau Prof. Allmendinger hat an verschiedenen Universitäten in Deutschland und den USA gelehrt und sich mit ihren scharfsinnigen soziologischen Analysen über Gerechtigkeitsfragen in unserer Gesellschaft einen Ruf erworben, der weit über die Wissenschaftslandschaft ausstrahlt. |
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21. Juni 2018 Amir Baitar und Henning Sußebach: Wie ist die Integration von Flüchtlingen gelungen? Flüchtlinge Vor zweieinhalb Jahren kamen fast eine Million Flüchtlinge nach Deutschland. Darunter war auch der Syrer Amir Baitar. Mittlerweile studiert er Mathematik in Hamburg. Dort hatte ihn die Familie des ZEIT-Journalisten Henning Sußebach bei sich aufgenommen. Beide haben zusammen ein Buch geschrieben (Unter einem Dach: Ein Syrer und ein Deutscher erzählen. Rowohlt Verlag). Im Club von Berlin wollen Baitar und Sußebach zunächst aus ihrem Buch lesen und anschließend mit den Anwesenden über ihre Erfahrungen sprechen, darüber was Integration im Alltag konkret bedeutet und „wie wir das schaffen“ können. Amir Baitar (Pseud.) wurde 1991 in Syrien geboren. Er wuchs in einem Dorf am Euphrat auf und studierte in der Stadt Deir ez-Zor Mathematik und Informatik, bis der Krieg eine Ausbildung unmöglich machte. 2015 floh er nach Deutschland. Henning Sußebach wurde 1972 in Bochum geboren, seit 2011 ist er Redakteur bei der Wochenzeitung „DIE ZEIT“. Seine Reportagen wurden unter anderem mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. |
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25. Juni 2018 Alexander Graf Lambsdorff und Damian v. Boeselager: Wie kann es weitergehen mit Europa? Europa „Europa“ ist ein Synonym für die Sehnsucht nach einem friedlichen Zusammenleben von Völkern nach dem 2. Weltkrieg. Osterweiterungen, Krisen der Wirtschaft und Staatsschulden sowie Kontroversen rund um die Aufnahme von Flüchtlingen haben zu einer EU-Skepsis beigetragen, die sich unter anderem im Brexit-Referendum von 2016 niedergeschlagen hat und populistische Tendenzen nährt. Mit der „Initiative für Europa“ hat Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron dagegen einen Plan vorgelegt, für den er mit dem diesjährigen Karlspreis ausgezeichnet wurde. Wie kann, wie sollte die Zukunft der Europäischen Union aussehen? Wäre Europa auch ohne den institutionellen EU-Rahmen denkbar? Wie können wir der Europäischen Idee zu neuer Kraft verhelfen? Alexander Graf Lambsdorff gehört dem Bundesvorstand der FDP an und war von 2004 bis 2017 Mitglied und zuletzt Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Seit 2017 ist er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag und zuständig für internationale Politik. Damian v. Boeselager studierte Philosophie und Wirtschaft in Bayreuth sowie öffentliche Verwaltung in New York und Berlin. Er ist Mitgründer und Vizepräsident der jungen Volt Europa-Bewegung, die mit Reformideen an den Europawahlen 2019 teilnehmen will. Die Gesprächsführung übernimmt unser Clubmitglied Dr. May-Britt U. Stumbaum, Leiterin der Forschungsgruppe "Asian Perceptions of the EU" an der Freien Universität Berlin. |
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07. September 2018 Besuch des Technologieparks Adlershof mit Professor Dr. Ingolf V. Hertel Exkursion Die Geschichte von Adlershof begann1909 mit dem Bau des ersten Motorflugplatzes. 1912 entstand dort die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt. 1920 kam das Filmgeschäft nach Adlershof. 1949 wurde Adlershof naturwissenschaftlicher Standort der Akademie der Wissenschaften der DDR. Nach der Wiedervereinigung führte die Evaluation der Institute der AdW zur Neugründung von 8 (jetzt 10) Forschungseinrichtungen und rd. 100 (jetzt 450) Unternehmen. Der Senat von Berlin beschloss, dass Adlershof ein Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort werden und die naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität dorthin verlagert werden sollten. Heute gehört Adlershof zu den 15 größten Wissenschafts- und Technologieparks weltweit. Professor Dr. Ingolf V. Hertel, Professor em. für Experimentalphysik der Freien Universität Berlin und Direktor em. am Max Born-Institut Berlin Adlershof erläutert in einem Hintergrundgespräch Idee und Realität dieses Technologieparks. |
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10. September 2018 S.E. Botschafter Dr. Péter Györkös: "Ungarn und die Visegrád-Gruppe in der Europäischen Union" Salongespräch Ungarn ist seit 1999 Mitglied der NATO und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union. Das Land hat knapp zehn Millionen Einwohner und grenzt an die Ukraine, Rumänien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich und die Slowakei. Der 1991 als Kooperationsverbund gegründeten Visegrád-Gruppe gehören Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn an. Der Name bezieht sich auf die ungarische Stadt Visegrád, die bereits 1335 Treffpunkt ungarischer, böhmischer und polnischer Könige war. In der Diskussion um in der Europäischen Union ankommende Flüchtlinge und Migranten lehnen die Regierungen der Visegrád-Gruppe die vom EU-Rat gegen Widerstand beschlossenen Verteilungs-Quoten ab. Der Diplomat Dr. Péter Györkös, Jahrgang 1963, ist seit 2015 Botschafter Ungarns in Deutschland. Von 2010 bis 2015 war er Leiter der Ständigen Vertretung Ungarns bei den Institutionen der Europäischen Union in Brüssel. Er studierte internationale Beziehungen an der Staatlichen Universität Moskau und promovierte in Budapest an der Universität für Wirtschaftswissenschaften über „Pläne für die deutsche Einheit in der Periode der Teilung und der Vereinigung Deutschlands“. |
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24. September 2018 Professor Dr. Karl Schlögel zum Thema: „Das sowjetische Jahrhundert“ -Archäologie einer untergegangenen Welt- Lesung und Gespräch Das Ende 2017 erschienene Buch, das im Frühjahr dieses Jahres den Preis der Leipziger Buchmesse (Kategorie Sachbuch / Essayistik) erhielt, kann als einzigartige Summe von Karl Schlögels Forschungstätigkeit seit den 60er Jahren über das kommunistische Russland gelten. Kritiker haben es als imaginäres Museum der Sowjetkultur bezeichnet. In 60 einzelnen konkreten Studien - unterlegt mit vielen Fotos - beschreibt Karl Schlögel sehr anschaulich, oft poetisch die untergegangene Alltagskultur der Sowjetunion. Er schreibt über die Menschen und ihr Überleben in einem repressiven System und spürt den Dingen nach, die davon noch Zeugnis ablegen. Prof. Dr. Karl Schlögel, Jahrgang 1948, ist Historiker mit dem Schwerpunkt Osteuropa. Er lehrte an der Universitäten Konstanz und Frankfurt / Oder. Aus seiner Forschungs-tätigkeit sind viele Bücher hervorgegangen, von denen nur “Grenzland Europa“, „Terror und Traum“, „Marjampole oder Europas Wiederkehr aus dem Geist der Städte“ und seine Herausgeberschaft vieler Publikationen erwähnt werden sollen. Professor Karl Schlögels Arbeit wurde mit vielen namhaften Preisen, Stipendien und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen. geehrt. Für seine Forschungstätigkeit und Arbeit mit seinen Studenten/innen spielten Reisen als Welterkundung eine wichtige Rolle. Lebendige Zeitgenossenschaft ist für ihn wesentliche Bedingung für Geschichtswissenschaft. |
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08. Oktober 2018 Albrecht von Lucke: "50 Jahre Revolte, von der APO zur AfD: Wohin treibt die Politik?" Politische Kultur 1968 elektrisierte die Studentenrevolte die Republik: Linke „Berufsrevolutionäre“ und ihre konservativen Gegner sahen in erstaunlicher Übereinstimmung, wenn auch konträrer Einstellung, die Revolution vor der Tür. Diese blieb zwar aus, aber kulturell strahlte 68 in fast alle gesellschaftlichen Bereiche. Neues wurde erprobt, in Bürgerinitiativen und als außerparlamentarische Bewegung, und führte zur Solidarität mit der Dritten Welt, zu multikultureller Öffnung und kritischen Medien, zu Reformen in Schule und Hochschule und schließlich zur Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung. Heute, 50 Jahre danach, rufen Vertreter der AfD eine „Konterrevolution“ (Andreas Kablitz) gegen das „links-rot-grün-versiffte 68er-Deutschland“ (Jörg Meuthen) aus. In ganz Europa gewinnt ein Neo-Populismus, mit wütender Unterstützung der Straße, immer größeren Einfluss, indem er einfache, autoritäre Antworten auf komplexe Probleme anbietet. Damit lautet heute wieder die Gretchenfrage: Wohin treibt die Republik? Was ist die Zukunft unserer Demokratie - liberal-pluralistisch oder völkisch-national? Albrecht von Lucke, Jahrgang 1967, Jurist und Politikwissenschaftler, ist Redakteur der „Blätter für deutsche und internationale Politik“. In den letzten Jahren entwickelte er sich zu einem der scharfzüngigsten und stets eigenwilligen Kommentatoren der deutschen Politikszene, inzwischen vielfach gefragt in Fernsehen, Hörfunk und in den Printmedien. Er publizierte mehrere Bücher, u.a. Die gefährdete Republik: Von Bonn nach Berlin. 1949 – 1989 – 2009, Berlin 2009, sowie Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken, München 2015. |
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15. Oktober 2018 Dr. Jörg Bremer: "Jerusalem und Rom - weder heilig noch ewig" Salongespräch Jerusalem, in der judäischen Wüste auf der Grenze des Staates Israel, steht für den anhaltenden Kampf zwischen den jüdischen Israelis sowie den arabischen Israelis und den Palästinensern in den “besetzten Gebieten”. Zudem ist Jerusalem als Zion und Al Quds umkämpfte Wiege von Judentum, Christenheit und Islam. Rom dagegen steht für das Römische Weltreich, das einst das “heilige” Jerusalem auf immer zerstören wollte. Rom war über Jahrhunderte Zentrum eines Weltreiches der verschiedensten Völker: Aus Caesar wurde Kaiser und Zar; aus Imperium Empire. Die “ewige Stadt” wurde Hauptstadt der katholischen Kirche unter ihrem Papst. Und natürlich ist sie heute auch die Hauptstadt eines Landes, das aus unserer deutschen Perspektive oft als „unregierbar“ angesehen wird. Was vereint und trennt die Geschichten dieser beiden Städte, welche Hoffnungen dürfen wir für ihre Zukunft haben? Dr. Jörg Bremer, *1952 in Düsseldorf, begann 1972 nach dem Abitur und vor Beginn des Studiums der Geschichte, der Deutschen Literatur und des Öffentlichen Rechts in Freiburg und Heidelberg journalistisch zu arbeiten. Nach seiner Promotion 1977 trat er 1978 in die politische Nachrichtenredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ein und war von 1981 bis 1986 Korrespondent in Warschau, danach bis 1991 Berichterstatter aus Hannover für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und anschließend 18 Jahre lang Korrespondent für Israel und die Palästinensischen Gebiete in Jerusalem. 2009 bis 2017 arbeitete er als Korrespondent für Italien und den Vatikan in Rom. Im November 2010 hat er im CvB sein Buch „Unheiliger Krieg im Heiligen Land“ vorgestellt. |
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07. November 2018 Prof. Dr. Joachim Wuermeling: Die Zukunft des (Bar-)Geldes Salongespräch Die Deutschen lieben das Bargeld, heißt es. Aber ist diese Liebschaft möglicherweise gefährdet? Der ehemalige Deutsche Bank-Chef John Cyran hat auf der Tagung des World Economic Forum in Davos 2016 prophezeit: „In zehn Jahren wird Bargeld wahrscheinlich nicht mehr existieren. Es ist einfach schrecklich ineffizient.“ Tatsächlich ist die Bereitstellung und die Handhabung von Bargeld – man denke etwa an die Bestückung und Pflege von Geldautomaten – teuer; deshalb stehen Geldabhebegebühren im Raum. Kriminelle können mithilfe von Bargeld ihre Geschäfte anonym abrechnen. Notenbanken könnten die Wirtschaft theoretisch auch ohne Bargeld steuern. Wenn Negativzinsen flächendeckender verlangt würden, könnten wir uns dem nicht mehr dadurch entziehen, dass wir das Geld einfach vom Konto abheben. Manche unter uns haben sich bereits daran gewöhnt, nicht nur mit der Kreditkarte, sondern auch mit dem Mobiltelefon über eine App zu bezahlen. Und dann gibt es plötzlich noch „Kryptowährungen“ ... Prof. Dr. Joachim Wuermeling (*1960 in Münster) ist ein deutscher ehemaliger Politiker (CSU) und seit November 2016 Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank. Vor seinem Amtsantritt war der Staatssekretär a. D. und ehemaliger Europapolitiker der CSU in verschiedenen leitenden Funktionen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft sowie in der Politik tätig, zuletzt als Vorstand beim Verband der Sparda-Banken. Er ist Mitgründer der Gruppe Europa-Professionell und derzeit ehrenamtlicher Schatzmeister der überparteilichen Europa-Union Deutschland. |
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26. November 2018 Besuch der Ibn Rushd-Goethe Moschee und Gespräch mit Seyran Ates Exkursion Die Ibn Rushd-Goethe-Moschee wurde im Sommer 2017 gegründet. In dieser islamischen Gemeinde sind Frauen und Männer gleichberechtigt. Gläubige aller Strömungen des Islam wie Sunniten und Schiiten sind willkommen. Religiöse Grundlage der Moschee ist liberaler säkularer Islam, der weltliche und religiöse Macht voneinander trennt und den Koran zeitgemäß interpretieren will. Seyran Ates hat diese Moscheegemeinde neu gegründet, weil bereits bestehende islamische Gemeinschaften nicht ihren Vorstellungen entsprachen. Seyran Ates wuchs in Berlin als Tochter türkischer und kurdischer Zuwanderer auf. Sie studierte Jura und arbeitet als Rechtsanwältin. Als Autorin beschäftigt sie sich mit Themen des Islam und der Integration. So veröffentlichte sie 2007 das Buch „Der Multikulti-Irrtum“. Frau Ates war Mitglied der „Deutschen Islamkonferenz“ des damaligen Bundesinnenministers Schäuble. Derzeit lässt sie sich zur Imamin ausbilden. |
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10. Dezember 2018 Cedric Neike und Prof. Dr. Tilman Santarius: Digitalisierung und Nachhaltigkeit Salongespräch Digitalisierung ist der global aktuelle Trend der Gegenwart. Aber trägt sie auch zur Nachhaltigkeit bei? Auf den ersten Blick ja: Durch die Nutzung eines E-Readers können wir Papier sparen und müssen nicht mehr drucken. Der Energieverbrauch kann durch „Smart Metering“ optimiert werden. Digitale Techniken erleichtern Car-Sharing als Alternative zum eigenen Auto. Aber es gibt auch Fragen und Zweifel: Bewirkt Digitalisierung wirklich weniger Umweltbelastung? „Smart Devices“ müssen erst mal mit Hilfe seltener Ressourcen hergestellt werden. Es entsteht Elektromüll. Auch die soziale Nachhaltigkeitsdimension ist angesprochen, zum Beispiel hinsichtlich der Auswirkungen von „Künstlicher Intelligenz“ auf uns Menschen und das Angebot von Arbeit. Cedrik Neike wurde im April 2017 in den Vorstand der Siemens AG berufen. Er ist verantwortlich für die Division Energy Management sowie für die Region Asien und Australien. Ab April 2019 wird er als CEO der Siemens-Einheit „Smart Infrastructure“ sowie als Verantwortlicher für das Indien-Geschäft fungieren. Nach einer Stammhauslehre bei Siemens sowie und Ingenieurs- MBA-Studienjahren in London und Paris arbeitete er in diversen Management-Positionen für Cisco. Tilman Santarius ist Professor für Sozial-Ökologische Transformation und Nachhaltige Digitalisierung an der TU Berlin und am Einstein Center Digital Futures. Mit Steffen Lange hat er kürzlich das Buch „Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“ (oekom 2018) publiziert. Er ist auch Vorstandsmitglied bei der umwelt- und entwicklungspolitischen NGO Germanwatch. |
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